Der Streit zwischen Paris und London über die steigende Zahl von Migranten, die über den Ärmelkanal nach Grossbritannien wollen, spitzt sich zu. Frankreich werde sich «nicht erpressen lassen», schrieb der französische Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstag auf Twitter.
Archivfoto von Gérald Darmanin
Archivfoto von Gérald Darmanin - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreichs Innenminister wehrt sich gegen «Erpressung».

Hintergrund sind die britischen Bemühungen, die Überfahrt von Migranten über den Ärmelkanal von Frankreich möglichst zu verhindern.

Mehreren Medienberichten zufolge hat die britische Innenministerin Priti Patel die Anweisung gegeben, die Migrantenboote auf dem Ärmelkanal vor Erreichen der britischen Küste zurückzuweisen. Sie soll zudem gedroht haben, britische Finanzhilfen für die Grenzsicherung auf französischem Boden zu kürzen. Im Juli hatte sich London dazu verpflichtet, knapp 63 Millionen Euro dafür zu zahlen.

Darmanin wies darauf hin, dass das Leben der Menschen nicht in Gefahr gebracht werden dürfe. «Frankreich wird keine Praktiken akzeptieren, die gegen das Seerecht verstossen, und wird sich auch nicht erpressen lassen», erklärte Darmanin.

Downing Street betonte, Grossbritannien werde mit dem neuen Vorgehen «nicht gegen das Seerecht verstossen». Den Vorwurf der Erpressung wies Johnsons Büro zurück: «Wir haben unseren französischen Amtskollegen beträchtliche Geldsummen zur Verfügung gestellt und ein weiteres mehrere Millionen Pfund schweres bilaterales Abkommen vereinbart.»

Darmanin war am Mittwoch in London mit seiner britischen Kollegin Patel zusammengetroffen. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte zuvor im Parlament erklärt, dass Grossbritannien alles dafür tue, dass die Migranten gar nicht erst Frankreich verlassen. Johnson forderte, «jedes erdenkliche Mittel» zu nutzen, um die Überquerungen der Meerenge zu unterbinden.

Die Zahl der Menschen, die die Überfahrt über den Kanal wagen, ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Ein Grund dafür ist die stärkere Überwachung der Routen via Fähre oder Tunnel. Seit Jahresanfang bis Ende August hatten mehr als 15.000 Menschen die Überfahrt versucht, viele von ihnen in überlasteten Schlauchbooten mit festem Boden. Etwa 3500 von ihnen wurden aus Seenot gerettet. Im gesamten Jahr 2020 waren es knapp 9500 Menschen.

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