Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Südkorea aufgefordert, die Ukraine militärisch stärker zu unterstützen und sein Exportverbot von Waffen in Konfliktgebiete zu überdenken.
Nato-Chef Stoltenberg beim AFP-Interview in Seoul
Nato-Chef Stoltenberg beim AFP-Interview in Seoul - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stoltenberg: Nato muss Zusammenarbeit mit Verbündeten in Asien ausbauen.

Es bestehe «ein dringender Bedarf an mehr Munition», sagte Stoltenberg am Montag nach einem Treffen mit hochrangigen südkoreanischen Beamten in Seoul. Der Nachrichtenagentur AFP sagte der Nato-Chef, das Bündnis müsse seine Zusammenarbeit mit demokratischen Verbündeten auch ausserhalb des Nordatlantiks vertiefen.

Stoltenberg sagte in einer Rede am Chey-Institut in der südkoreanischen Hauptstadt zur Ukraine-Hilfe: «Wenn wir an Freiheit, an Demokratie glauben, wenn wir nicht wollen, dass Autokratie und Tyrannei gewinnen, dann brauchen sie (die Ukrainer) Waffen.»

Südkorea solle sein Verbot der Lieferung von Waffen in Konfliktgebiete überdenken, fügte Stoltenberg hinzu. Auch Deutschland und Norwegen hätten ihre langjährigen Grundsätze, keine Waffen in Konfliktgebiete zu liefern, nach Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geändert.

Südkorea spielt global als Waffenexporteur eine immer grössere Rolle und hat kürzlich Verträge mit europäischen Nato-Mitgliedstaaten wie Polen über die Lieferung von hunderten Panzern unterschrieben. Bislang unterstützt Südkorea die Ukraine humanitär, Waffenlieferungen lehnte Seoul mit Hinblick auf die eigenen Gesetze bislang ab.

De russische Staatschef Wladimir Putin kaufe aktuell Waffen von Ländern wie Nordkorea und bereite sich auf noch mehr Krieg vor, sagte Stoltenberg. Es sei extrem wichtig, dass Putin diesen Krieg nicht gewinne. Sonst laute die Botschaft an autoritäre Führer auch in Peking, «dass man durch Gewaltanwendung bekommt, was man will», betonte der Nato-Generalsekretär.

Auf seiner aktuellen Asienreise, die Stoltenberg auch nach Japan führen wird, will er die Beziehungen zu demokratischen Verbündeten in der Region im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine und den Wettbewerb mit China stärken. Im vergangenen Jahr hatten Südkorea und Japan erstmals an einem Nato-Gipfel teilgenommen.

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol erklärte nach seinem Treffen mit dem Nato-Generalsekretär, Stoltenberg habe «seine Anerkennung für Südkoreas kontinuierliche Unterstützung» im Ukraine-Konflikt kundgetan. Yoon werde weiter eine «mögliche Rolle» in der Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft spielen, um «dem Volk der Ukraine zu helfen», hiess es in einer Mitteilung seines Büros.

Im AFP-Interview sagte Stoltenberg, Japan und Südkorea «stellen wichtige wirtschaftliche Unterstützung für die Ukraine bereit». Regionale Verbündete müssten jedoch erkennen, dass globale «Sicherheit miteinander verbunden ist».

Es gehe bei seiner Asienreise nicht darum, «die Nato in den Asien-Pazifik zu erweitern», sagte Stoltenberg der AFP. Es sei jedoch wichtig, dass demokratische Verbündete mehr zusammenarbeiteten.

Neben globalen Bedrohungen wie Terrorismus und Kriegsführung über das Internet würden regionale asiatische Sicherheitsthemen auch Europa betreffen, fuhr der Nato-Chef fort. «Die Atomwaffenprogramme Nordkoreas sind auch das Problem der Nato, weil die Stabilität in dieser Region auch für uns von Bedeutung ist», sagte er.

Auch Chinas Agieren im Südchinesischen Meer sowie Pekings umfangreiche Militärinvestitionen seien für die Nato-Verbündeten von Bedeutung, fuhr Stoltenberg fort. Die Idee «einer Art regionaler Sicherheit», gelte nicht mehr, betonte der Nato-Generalsekretär. «Sicherheit ist global. Und das ist etwas, das auch die Nato berücksichtigen muss.»

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