Städte- und Gemeindebund sieht nach Silvesterkrawallen «ein Vollzugsproblem»

AFP
AFP

Deutschland,

Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) politische Forderungen nach härteren Strafen kritisiert und ein zu zögerliche Ausschöpfung bereits vorhandener rechtlicher Möglichkeiten beklagt.

Feuerwerk in Berlin
Feuerwerk in Berlin - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Kritik an Freilassung von Verdächtigen - «Kein Bedarf» für härtere Strafen.

«Der Strafrahmen interessiert doch die Leute überhaupt nicht, aber wenn sie dafür zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt werden, das spricht sich herum», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am Mittwoch in Berlin. Es gebe ganz offensichtlich «ein Vollzugsproblem».

DStGB-Präsident Uwe Brandl sagte, er darüber «beschämt», dass von den 145 bei den Krawallen in Berlin vorläufig festgenommenen Verdächtigen nach Abschluss der polizeilichen Massnahmen alle wieder auf freien Fuss gesetzt worden seien. Das sage er auch als Jurist. Es handle sich um Verdächtige zumindest «in der Nähe des Landfriedensbruchs». Der Rechtsstaat müsse seine Mittel auch nutzen. Für strengere Gesetze sehe er dagegen «keinen Bedarf».

Generell forderte Brandl, der Erster Bürgermeister der bayerischen Stadt Abensberg und CSU-Politiker ist, eine offene Analyse der Ausschreitungen und ihrer Ursachen. Die «Entgleisungen» seien «eindeutig zuordenbar», sagte er. «Verschämtes Wegschauen» bringe nicht weiter und gefährde letztlich nur die gesellschaftliche Akzeptanz. Generell sehe er dabei in «Prävention und Abschreckung» die einzige Möglichkeit, «mit diesem Phänomen aufzuräumen».

Im Bereich Prävention gehe es unter anderem um die Vermittlung des Werts demokratischer Strukturen, aber auch um Vorarbeiten etwa im Bereich des kommunalen Stadtquartiersmanagements, fügte Brandl an. Landsberg nannte es auffällig, dass zumindest in Berlin immer wieder dieselben Stadtbezirke betroffen seien. Dort müsse die Sozialarbeit «deutlich» verstärkt werden.

In der Silvesternacht waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und auch in anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen. Allein in der Hauptstadt wurden 33 Einsatzkräfte verletzt. Die gewalttätigen Angriffe lösten eine breite Debatte über Konsequenzen aus.

Brandl und Landsberg äusserten sich in Berlin vor Journalisten anlässlich einer Bilanz ihres Verbands zum Jahr 2022 und einem Ausblick auf das aktuelle Jahr 2023. Der DStGB ist einer der grossen kommunalen Spitzenverbände in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund elftausend Kommunen aller Grössen.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Coop
40 Interaktionen
Kein Besteck mehr
Zürich Limmat
51 Interaktionen
«Faustgross»

MEHR IN POLITIK

Kopfhörer
2 Interaktionen
Luzern
Schweiz und EU
4 Interaktionen
Bericht
Tempo 30
8 Interaktionen
Tempo 30

MEHR AUS DEUTSCHLAND

Super League
1 Interaktionen
Goalie-Reform
Kegelrobben
Experten
Polizei Stuttgart
Laut Polizei