Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt darauf, mit umfangreichen Konzepten zu Abstand, Masken und Tests Besuche in Pflegeheimen während der Corona-Pandemie sicherer zu machen.
Jens Spahn
Jens Spahn - POOL/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gesundheitsminister stellt Empfehlungen für mehr Schutz in der Pandemie vor.

«Wir wollen Pflegebedürftige bestmöglich schützen und nicht isolieren», sagte Spahn am Freitag bei der Vorstellung einer Handreichung für Besucherkonzepte in den Einrichtungen. Die Pandemie bedrohe die Schwächsten, die Hochbetagten und Pflegebedürftigen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Geld und Personal für die Heime.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, betonte, die Beschäftigten in den Einrichtungen stünden vor «unglaublichen Herausforderungen». Aber der persönliche Kontakt sei für die Bewohner unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens und dürfe deshalb nicht infrage gestellt werden.

Die von ihm und Spahn vorgestellten Handreichungen enthalten konkrete Empfehlungen zu Besuchen in Pflegeheimen. Besucher mit Erkältungssymptomen sollten demnach generell keinen Zutritt zur Einrichtung erhalten. In Extremsituationen wie der Sterbebegleitung sollten Ausnahmen möglich sein. Die Einrichtungen sollten vor jedem Besuch abfragen, ob Erkältungssymptome vorliegen und die Temperatur messen. Ergänzend kann ausserdem ein Schnelltest vorgenommen werden.

Tests könnten bei erhöhten regionalen oder lokalen Inzidenzen die Sicherheit der Besuche erhöhen, heisst es in den Empfehlungen weiter. Dies komme insbesondere infrage, wenn der Mund-Nasen-Schutz kurzzeitig abgenommen werden müsse oder der Abstand nicht eingehalten werden könne - etwa bei der Zubereitung von Speisen oder der Körperpflege.

Solange die Besucher einen enganliegenden Mund-Nasen-Schutz tragen, den gebotenen Abstand einhalten und die Visite in einem ausreichend belüfteten Raum stattfinde, sei nicht mit einem wesentlich erhöhten Infektionsrisiko für die Bewohner zu rechnen. Die professionellen FFP2-Masken für den Atemschutz seien dann sinnvoll, wenn sie professionell angepasst und auf ihre Dichtigkeit überprüft werden.

Bei der Ankunft in der Einrichtung sollten sich alle Besucher registrieren lassen, um im Fall einer Infektion den Kontakt nachverfolgen zu können. Geeignete Orte für Besuche seien die Räume der Bewohner - insbesondere, wenn es sich um Einzelzimmer handelt.

Die Stiftung Patientenschutz bezweifelte, dass die Empfehlungen einen durchschlagenden Erfolg bringen werden. Es sei fraglich, ob sie die Isolation der 900.000 Menschen in den 12.000 Pflegeheimen verhindern können, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur AFP. Denn vor Ort fehlten systematische PCR-Tests und ergänzend tägliche Schnelltests für Mitarbeiter und Besucher. «Doch hier personell und finanziell zu unterstützen, dazu findet sich nichts in dem rechtlich unverbindlichen Papier der Bundesregierung.»

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) trat dafür ein, die Besuchsregeln in den Heimen wegen der hohen Infektionszahlen auf den Prüfstand zu stellen. «Menschlicher Kontakt ist wichtig», erklärte Verbandspräsident Bernd Meurer. Bei der Organisation von Besuchen in Pflegeheimen müssten aber immer die Sicherheit der Bewohner und die Belastungsgrenzen der Pflegenden in den Mittelpunkt gestellt werden.

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