Die philippinische Journalistin Maria Ressa hat bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises am Freitag die Verbreitung «giftigen Schlamms» durch US-Internetgiganten beklagt.
Ressa erinnert an Munchs berühmtes Gemälde «Der Schrei»
Ressa erinnert an Munchs berühmtes Gemälde «Der Schrei» - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Friedensnobelpreisträgerin: Onlinenetzwerke rufen Ängste, Wut und Hass hervor.

Die modernen Technologien ermöglichten es der Industrie, «jeden von uns mit Viren zu infizieren», «uns gegeneinander auszuspielen», «unsere Ängste, unseren Wut und unseren Hass» hervorzurufen, sagte Ressa, die ihre Kritik vor allem auf die sogenannten sozialen Medien bezog. So werde der Boden für «autoritäre Führungsfiguren und Diktatoren auf der ganzen Welt» bereitet.

Ressa erhielt den Friedensnobelpreis als Mitbegründerin der Webseite Rappler und gemeinsam mit dem russischen Journalisten Dmitri Muratow. Sie sagte, es komme nun vor allem darauf an, den «Hass» und die «Gewalt» umzuwandeln. Was einmal in die Onlinenetzwerke gelangt sei, bleibe dort nicht, fügte sie hinzu. Online-Gewalt sei «reale Gewalt auf der Welt».

Ohne Fakten und «Wahrheit» könnten die Herausforderungen nicht bewältigt werden, fügte Ressa hinzu. Ohne Vertrauen könnten die existenziellen Probleme nicht gelöst werden - der Klimawandel, die Corona-Pandemie und der Kampf um die Wahrheit.

Ressa hatte 2012 mit Kollegen das Medium «Rappler» gegründet, das unter anderem über die umstrittene Anti-Drogen-Kampagne von Präsident Rodrigo Duterte berichtete. Immer wieder ist die Journalistin deshalb Ziel von Anfeindungen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden in Dutertes Anti-Drogen-Kampf in den vergangenen Jahren zehntausende Menschen getötet.

Gegen Ressa sind insgesamt sieben Verfahren anhängig, insgesamt drohen ihr nach eigenen Angaben rund hundert Jahre Haft. Die Philippinen nehmen in einer Aufstellung der Organisation Reporter ohne Grenzen zur Pressefreiheit den 138. Platz von 180 ein, Russland den 150.

Bei der Ankunft zur Entgegennahme des Friedensnobelpreises erinnerte Ressa an das berühmte Gemälde «Der Schrei» von Edvard Munch, indem sie ihre Hände zum Gesicht hochzog. Die Auszeichnung mit dem Nobelpreis habe sie «geblendet», sagte sie. «Es gibt kein helleres Licht als dieses.» Ein Leben im Exil habe sie nie in Betracht gezogen. Um nach Oslo reisen zu dürfen, hatte sie Anträge bei vier philippinischen Gerichten einreichen müssen.

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