Bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Rom hat der Mitte-links-Kandidat Roberto Gualtieri deutlich gegen seinen rechtsgerichteten Rivalen Enrico Michetti gewonnen.
Rom
Roberto Gualtieri, Bürgermeister von Rom. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gualtieri laut Teilergebnis deutlich vor rechtsgerichtetem Rivalen Michetti.

Der ehemalige Wirtschaftsminister Gualtieri von der Demokratischen Partei (PD) lag nach Auszählung von zwei Dritteln aller Stimmen am Montag mit 60,08 Prozent in Führung. Der Rechtsanwalt Michetti, der in der ersten Runde noch vorne gelegen hatte, erhielt demnach 39,92 Prozent.

Das Ergebnis ist ein weiterer Rückschlag für die Allianz dreier rechter Parteien, die Michettis Kandidatur unterstützt hatten. Teil des Bündnisses sind die neofaschistische Partei Fratelli d'Italia, die rechtsradikale Lega von Matteo Salvini und die Mitte-rechts-Partei Forza Italia des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi.

Bereits in der ersten Runde der Kommunalwahlen vor zwei Wochen hatten die Rechten nicht gut abgeschnitten. Die Bürgermeisterwahlen in Städten wie Mailand, Neapel und Bologna gingen für sie verloren.

Im Rennen um den Spitzenposten in der Ewigen Stadt war ein knapperes Ergebnis zwischen den beiden 55-jährigen Kandidaten erwartet worden, auch wenn Gualtieri laut Umfragen die besseren Chancen hatte. Demnach war abzusehen, dass viele Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten aus der Mitte und vom linken Rand für den ehemaligen Minister stimmen würden, darunter auch die Anhänger der abgewählten Bürgermeisterin Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung.

Der Wahlkampf war geprägt von Klagen über den Niedergang der italienischen Hauptstadt - allen voran über die Müllkrise, die Horden von Wildschweinen in die Stadt lockt. «Rom kann sich nicht damit abfinden, nur über Müll und Schlaglöcher zu reden. Rom ist eine grosse europäische Hauptstadt», sagte Gualtieri auf seiner Abschlusskundgebung am Freitag.

Im Wahlkampf machten Michetti Antisemitismus-Vorwürfe zu schaffen: In einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Artikel hatte er von einer jüdischen «Lobby» gesprochen, die «in der Lage ist, über das Schicksal des Planeten zu entscheiden». In diesem Jahr schlug Michetti zudem vor, während der Corona-Pandemie den bei Faschisten üblichen römischen Gruss mit erhobenem Arm zu verwenden, weil dieser hygienischer sei.

Ausser in Rom fanden in mehr als 60 weiteren Städten Stichwahlen für das Bürgermeisteramt statt, bei denen die Wähler am Sonntag und Montag ihre Stimme abgeben konnten. Auch in Turin lag der Mitte-links-Kandidat laut offiziellen Teilergebnissen in Führung und fügte dort der regierenden Fünf-Sterne-Bewegung eine Niederlage zu.

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