Etwas mehr als drei Jahre nach dem Amoklauf von München hat die Polizei abschliessend entschieden, die Tat offiziell als einen Fall politisch motivierter Gewaltkriminalität in ihrer Statistik zu führen.
Trauer im Juli 2016 nach dem Amoklauf
Trauer im Juli 2016 nach dem Amoklauf - dpa/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Abschliessende Bewertung: Neben Mobbing spielte auch Rechtsextremismus eine Rolle.

Wie das bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Freitag mitteilte, erfolgte diese vor dem Hintergrund eines «Motivbündels», in dem ausser Rache für das Mobbing und einer psychischen Erkrankung auch eine rassistische und rechtsextremistische Gesinnung bedeutsam gewesen sei.

Die bundesweit einheitlich geregelte polizeiliche Definition von politisch motivierter Kriminalität sei «sehr umfassend», betonte das LKA in München. Es sei aber nicht notwendig, dass eine entsprechende Motivlage der einzige Beweggrund gewesen sei. In der Gesamtschau der jahrelangen Ermittlungsarbeit erscheine es deshalb «gerechtfertigt», die Münchner Tat derart einzustufen.

Der 18-jährige Schüler David S. hatte im Juli 2016 in einem Schnellrestaurant und einem Einkaufszentrum in München neun junge Menschen erschossen. Danach tötete er sich selbst. Die Bewertung der Tat ist schon länger strittig.

Laut LKA ist für die Ermittler unter Berücksichtigung der vorliegenden Expertise sowie der Ergebnisse des Gerichtsprozesses gegen den Verkäufer der Tatwaffe auch weiterhin klar, dass der Amoklauf «massgeblich» als Fall von Rache für Mobbing durch Mitschüler zu verstehen sei.

Als Teil eines komplexen Bündels aus Motiven, die sich wiederum gegenseitig beeinflussten, spielten aber unter anderem auch ein ausgeprägter Hass des Täters auf die Herkunftsländer einiger seiner mobbenden Mitschüler und weitere rechtsextremistische Überzeugungen eine Rolle, erklärte das LKA.

So habe sich S. etwa stark für den rechtsextremistischen norwegischen Attentäter Anders Breivik interessiert. Zudem war er demnach selbst auf rechtsextremen Foren im Internet aktiv und äusserte sich entsprechend.

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