Politikredaktion der russischen Zeitung «Kommersant» kündigt aus Protest

AFP
AFP

Russland,

Aus Solidarität mit zwei entlassenen Kollegen hat die Politikredaktion der russischen Tageszeitung «Kommersant» am Montag geschlossen gekündigt.

Massenrücktritt aus Solidarität beim «Kommersant»
Massenrücktritt aus Solidarität beim «Kommersant» - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Reaktion auf Entlassung zweier Kollegen.

Einer der Journalisten bezeichnete den Schritt als Reaktion auf den Umgang des Eigentümers mit zwei Reportern, die nach einem kritischen Bericht über eine Vertraute von Präsident Wladimir Putin gefeuert worden waren.

Insgesamt unterzeichneten elf Kommersant-Journalisten den Brief, in dem sie aus Protest gegen die Entlassung von Maxim Iwanow und Iwan Safronow ihre Kündigung einreichten. Iwanow und Safronow gehörten zu den Autoren eines Berichtes über eine mögliche Ablösung der Chefin des russischen Oberhauses, Walentina Matwijenko. Die einflussreiche Politikerin gilt als enge Vertraute von Präsident Putin.

Der «Kommersant» gilt als Qualitätszeitung, deren Ruf seit der Übernahme durch den Oligarchen Alischer Usmanow im Jahr 2006 jedoch gelitten hat. In Anspielung auf dessen Entscheidung zur Entlassung der beiden Reporter begründete der für politische Themen zuständige stellvertretende Chefredakteur Gleb Tscherkassow seine Kündigung und die der Kollegen bei Facebook so: «Der Besitzer hat das Recht, Personalentscheidungen zu treffen, und die Mitarbeiter haben das Recht, sich damit nicht einverstanden zu zeigen, indem sie gehen.»

Der kollektive Rücktritt ist eine ungewöhnlich drastische Reaktion in der geschwächten russischen Presselandschaft. Seit Präsident Putin vor rund 20 Jahren erstmals an die Macht kam, hat er die Medien in ihrer Arbeit stark eingeschränkt. Die russische Journalistengewerkschaft zeigte sich über die Ereignisse beim «Kommersant» tief besorgt und sprach von einem «brutalen Eingriff der Eigner in die redaktionelle Linie».

Es ist nicht das erste Mal, dass die «Kommersant»-Redaktion ihren Besitzer der Einflussnahme bezichtigt. Ende 2011 hatten 35 Journalisten des Blattes einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie Usmanow Einschüchterungsversuche vorwarfen. Damals waren zwei leitende Redakteure entlassen worden, die Kommentare veröffentlicht hatten, die als Beleidigung des damaligen Ministerpräsidenten Putin angesehen wurden. Usmanow hatte nach den Vorwürfen erklärt, er habe nicht die Absicht, sich in die redaktionelle Linie der Zeitung einzumischen.

Kommentare

Weiterlesen

1. Mai
83 Interaktionen
Unruhige Weltlage
usa
46 Interaktionen
«Historisch»

MEHR IN POLITIK

Rohstoffdeal
5 Interaktionen
Ressourcen
Ignazio Cassis
90 Interaktionen
EU-Verträge
Bundesrat
8 Interaktionen
Bundesrat
heuried
2 Interaktionen
Zürich

MEHR AUS RUSSLAND

Kreml Dmitri Peskow
Friedensprozess
Feuerwehrleute
Brand
wolgograd
1 Interaktionen
In Wolgograd