Deutschland ist für ausländische Fachkräfte im OECD-Vergleich nur ein mässig attraktives Ziel - punktet aber bei Studenten und ausländischen Unternehmern.
Wirtschaft leidet unter Fachkräftemangel
Wirtschaft leidet unter Fachkräftemangel - dpa/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrepublik punktet aber bei Studierenden und Unternehmern.
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Das ist das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Grund für das schlechte Abschneiden bei den ausländischen Fachkräften ist unter anderem, dass ausländische Abschlüsse «auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig stark abgewertet werden».

Angeschaut wurden für die Studie sieben Faktoren: berufliche Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, Kompetenzumfeld, Diversität und Lebensqualität. Ausserdem wurde betrachtet, wie einfach ausländische Fachkräfte an ein Visum oder eine Aufenthaltsgenehmigung kommen.

Bei der Attraktivität für Studierende rangiert Deutschland unter den besten drei Ländern - im OECD-weiten Vergleich bieten demnach nur die Schweiz und Norwegen bessere Bedingungen. Das liegt unter anderem daran, dass Studenten neben dem Studium gute Möglichkeiten haben, bereits zu arbeiten und dass ausländische und einheimische Studierende bei den Gebühren an der Uni gleich behandelt werden. Viele englischsprachige Länder mit zahlreichen internationalen Studierenden büssen wegen hoher Studiengebühren Plätze im Ranking ein, etwa Kanada und Grossbritannien.

Für ausländische Unternehmer ist die Bundesrepublik im Vergleich der 36 OECD-Länder ebenfalls ein attraktives Ziel und gehört hier zu den besten sechs Ländern. Bessere Bedingungen gibt es demnach in Kanada und Neuseeland sowie in der Schweiz und den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen.

Nur auf den zwölften Platz kam Deutschland hingegen bei der Attraktivität für ausländische Fachkräfte, die mindestens einen Masterabschluss haben. Besonders attraktiv sind hier Australien, Schweden, die Schweiz, Neuseeland und Kanada. Sie bieten demnach vor allem «günstige Arbeitsmarktbedingungen». Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden Deutschlands sei, dass ausländische Abschlüsse «auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig stark abgewertet werden». Bei der raschen Vergabe von Visa oder Aufenthaltsgenehmigungen an Hochqualifizierte steht Deutschland hingegen gut da.

«Es ist erfreulich, dass Deutschland besonders für internationale Studierende gute Möglichkeiten bietet», erklärte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. «Wir brauchen aber auch kurz- und mittelfristig mehr Zuwanderung von bereits akademisch ausgebildeten Fachkräften, für die Deutschland leider nicht besonders attraktiv ist.»

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beklagte das «ungenutzte Potenzial». Deutschland sei zwar generell attraktiv für hochqualifizierte Einwanderer, besonders für Studenten. Anders reiche es bei hochqualifizierten Arbeitnehmern nur für das «obere Mittelfeld». «Das Land braucht mehr hochqualifizierte Zuwanderer», forderte das IW. Denn in den nächsten Jahren gehe die Babyboomer-Generation in Rente und der Fachkräftemangel werde für die Unternehmen zu einem grossen Problem.

Eine der grössten Hürden seien die Sprachkenntnisse, daher seien mehr Sprachkurse nötig, erklärte das IW. Ausserdem müssten die Anerkennung der Abschlüsse und Beratungs- und Vermittlungsangebote verbessert werden.

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