Sozialdemokrat Milanovic bei Präsidentschaftswahl in Kroatien vorn
Der frühere sozialdemokratische Regierungschef Kroatiens, Zoran Milanovic, liegt bei der Präsidentschaftswahl in dem Land Prognosen zufolge vorne.

Das Wichtigste in Kürze
- Ex-Regierungschef kommt Prognosen zufolge auf 29,58 Prozent der Stimmen.
Wie Nachwahlbefragungen der Sender HRT und Nova TV am Sonntag zeigten, kam Milanovic in der ersten Runde auf 29,58 Prozent der Stimmen. Nötig wird nun eine Stichwahl am 5. Januar.
Milanovic liegt den Prognosen der beiden Sender zufolge damit vor der konservativen Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarovic mit 26,38 Prozent und dem nationalistischen Sänger und Geschäftsmann Miroslav Skoro mit 24,1 Prozent. Eine weitere Umfrage nach Schliessung der Wahllokale sah ebenfalls Milanovic vorne, dagegen war der Abstand zwischen Grabar-Kitarovic und Skoro geringer.
Nicht mit eingerechnet wurden bislang die Stimmen von rund 170.000 Wählern im Ausland. Diese könnten entscheiden, auf wen Milanovic in der Stichwahl trifft. Umfragen hatten im Vorfeld der ersten Wahlrunde bereits ein enges Rennen zwischen den drei Kandidaten vorausgesagt.
Die Wahlbeteiligung lag zweieinhalb Stunden vor Schliessung der Wahllokale nach Angaben der Wahlkommission bei 38,82 Prozent. Wahlberechtigt waren 3,8 Millionen Kroaten.
Grabar-Kitarovic ist seit 2015 Präsidentin. Die 51-Jährige wird von der Mitte-rechts-Partei HDZ unterstützt, die seit Kroatiens Unabhängigkeit 1991 das Land die meiste Zeit regierte. Im Wahlkampf gelang es der konservativen Staatschefin nicht, am rechten Lager der Partei festzuhalten, das sich eher dem Nationalisten Skoro zuwandte.
Die Spaltung des rechten Lagers kam dem Mitte-links-Kandidaten Milanovic in der ersten Wahlrunde zugute. Allerdings ist nicht klar, ob sich dies auch in der Stichwahl so darstellt, sollte das rechte Lager sich dann wieder vereint zeigen.
Als Regierungschef von 2011 bis 2016 war Milanovic als arrogant kritisiert worden. Nun setzte er auf ein Comeback mit dem Versprechen, Kroatien zu einem «normalen» Land zu machen mit einer unabhängigen Justiz und Respekt für Minderheiten.
Beobachter sehen in einer Niederlage für Grabar-Kitarovic einen Rückschlag für den gemässigten Regierungschef Andrej Plenkovic von der HDZ. Plenkovics Regierung übernimmt am 1. Januar für sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft. Der Urnengang gilt überdies als Stimmungstest vor der Parlamentswahl im kommenden Herbst.
Die Regierung kämpft derzeit mit einer zunehmenden Abwanderung: Immer mehr Kroaten verlassen das Land auf der Suche nach besserer Bezahlung und besseren Jobchancen in wohlhabenderen EU-Staaten. Viele, die abwandern, kritisieren auch Vetternwirtschaft und Korruption und eine schlechte öffentliche Versorgung.