Medien: Trumps Ex-Anwalt bezeichnet den Präsidenten als «Rassisten» und «Betrüger»
Donald Trumps langjähriger Anwalt Michael Cohen will den US-Präsidenten bei seiner Anhörung im Kongress Medienberichten zufolge als «Rassisten» und «Betrüger» bezeichnen.

Das Wichtigste in Kürze
- Auszüge aus Cohens Manuskript für Anhörung im Kongress veröffentlicht.
US-Medien zitierten am Mittwoch aus Cohens Manuskript für die Aussage, in der er mehrere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhebt. Trump wusste demnach vorab von Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform Wikileaks über seine Rivalin Hillary Clinton. Trump bezeichnete Cohen erneut als Lügner.
Cohen war schon am Dienstag acht Stunden lang im US-Kongress befragt worden. Die Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Senats fand hinter verschlossenen Türen statt. Am Mittwoch wird Cohen vor dem Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses aussagen - dieser Auftritt wird live im Fernsehen übertragen. Cohens Anwalt Lanny Davis kündigte «erschreckende» Aussagen über Trump an.
Laut seinem Manuskript, aus dem die «New York Times» und andere US-Medien zitierten, will Cohen sagen: «Ich schäme mich, dass ich dazu beigetragen habe, Herrn Trumps unerlaubte Handlungen zu verschleiern statt auf mein eigenes Gewissen zu hören. Ich schäme mich, weil ich weiss, was Herr Trump ist. Er ist ein Rassist. Er ist ein Betrüger. Er ist ein Schwindler.»
Der 52-jährige Cohen hatte zehn Jahre für den Trump-Konzern gearbeitet. Im Dezember wurde er wegen Meineids in früheren Aussagen gegenüber dem Kongress und wegen Steuer- und Finanzdelikten zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe muss er im Mai antreten.
Das Weisse Haus beschuldigte ihn schon vor den jetzigen Anhörungen, den Kongress erneut belügen zu wollen. Am Mittwoch schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter: «Michael Cohen war einer von vielen Anwälten, die mich vertreten haben (leider)». Cohen lüge, «um seine Zeit im Gefängnis zu verringern».
Cohen hat Trump mit seinen Aussagen wiederholt in Bedrängnis gebracht. Er gab unter anderem zu, in früheren Aussagen gegenüber dem Kongress über einen Trump Tower in Moskau gelogen zu haben. Das Hochhausprojekt wurde demnach deutlich länger verfolgt als ursprünglich von Cohen angegeben - nämlich bis mindestens Juni 2016, als Trump bereits so gut wie sicher als republikanischer Präsidentschaftskandidat feststand. Trump selbst gibt an, im Wahlkampf keine Geschäftsinteressen in Russland verfolgt zu haben.
Eine Schlüsselfrage ist, ob Trump seinen Ex-Anwalt möglicherweise zu dem Meineid angestiftet hat. Dazu will Cohen dem Manuskript zufolge in der Anhörung sagen: «Auf seine Art hat er mich aufgefordert zu lügen.»
In Gesprächen während des Wahlkampfs habe Trump ihm «in die Augen geschaut und gesagt: Es gibt keine Geschäfte in Russland.» Anschliessend habe er diese Aussage auch öffentlich wiederholt und damit «das amerikanische Volk belogen».
Über die Pläne von Wikileaks, im Wahlkampf zehntausende gehackte E-Mails aus dem Clinton-Lager zu veröffentlichen, wusste Trump nach Angaben Cohens von seinem langjähriger Vertrauten Roger Stone. Als Stone ihm davon erzählt habe, habe Trump gesagt: «Wäre das nicht grossartig?»
Cohen berichtet zudem über ein Gespräch zwischen Trump und seinem ältesten Sohn Donald Trump junior über ein bevorstehendes Treffen mit einer russischen Anwältin im Juni 2016. Nach Angaben Cohens sagte der Trump-Sohn mit gedämpfter Stimme: «Für das Treffen ist alles bereit.» Trump antwortete demnach: «Okay, gut. Sag mir Bescheid.» Trump hat wiederholt angegeben, von der Zusammenkunft nichts gewusst zu haben.
Nach seiner nichtöffentlichten Anhörung am Dienstag hatte sich Cohen zufrieden geäussert. Er habe die Gelegenheit bekommen, Dinge geradezurücken und «die Wahrheit zu sagen», sagte Cohen. «Und ich freue mich darauf, morgen mit meiner Stimme der amerikanischen Bevölkerung meine Geschichte erzählen zu können. Und ich werde die Amerikaner entscheiden lassen, wer die Wahrheit sagt.»