Marokko setzt offenbar diplomatische Beziehungen zu Deutschland aus
Marokko legt offenbar die diplomatischen Beziehungen zur deutschen Botschaft in Rabat vorerst auf Eis. In Deutschland stösst das Vorgehen auf Unverständnis.

Das Wichtigste in Kürze
- Marokko kritisiert Deutschland wegen der Ansicht in der Westsahara-Frage.
- Der nordafrikanische Land möchte daher die Beziehungen zur Botschaft in Rabat aussetzen.
- Die marokkanische Botschafterin muss nun in Berlin antraben.
Marokko will nach Angaben aus marokkanischen Diplomatenkreisen «jeglichen Kontakt» mit der deutschen Botschaft in Rabat aussetzen.
Hintergrund seien «tiefgreifende Missverständnisse» zwischen Rabat und Berlin, etwa in der Westsahara-Frage, hiess es am Montag. Das Auswärtige Amt in Berlin bat die marokkanische Botschafterin um «Erläuterungen des Vorgangs».
«Jeden Kontakt und jede Interaktion aussetzen»
Marokkanische Medien zitierten aus einem Brief von Aussenminister Nasser Bourita an Regierungschef Saad-Eddine El Othmani. In dem Schreiben werden alle Ministerialabteilungen aufgerufen, «jeden Kontakt und jede Interaktion auszusetzen».
«Marokko möchte seine Beziehung zu Deutschland bewahren. Aber dies ist eine Art Warnung, die Missbehagen über viele Themen ausdrückt.» Das sagte ein ranghoher Vertreter des marokkanischen Aussenministeriums am späten Montagabend.
Mehrere Streitpunkte zwischen Deutschland und Marokko
Aus dem Bundesaussenministerium in Berlin hiess es am Dienstag: Die Bundesregierung sehe «keinen Grund für eine Beeinträchtigung der guten diplomatischen Beziehungen» zu Marokko. Deshalb sei die marokkanische Botschafterin vom Staatssekretär des Auswärtigen Amts «zu einem dringenden Gespräch. Und um Erläuterung des Vorgangs gebeten» worden.
Zwischen Rabat und der Bundesregierung gibt es derzeit mehrere Streitpunkte. Für Unmut sorgte unter anderem die deutsche Kritik an der Anerkennung von Marokkos Anspruch auf die Westsahara durch die USA. Zuvor hatte das nordafrikanische Land bereits wütend auf seinen Ausschluss von der Berliner Libyen-Konferenz im Januar 2020 reagiert.
Im vergangenen Dezember hatte der damalige US-Präsident Donald Trump die Souveränität von Marokko über die Westsahara anerkannt. Dies war von der Bundesregierung deutlich kritisiert worden.