Bei der Präsidentschaftswahl in Honduras hat sich am Montag ein klarer Sieg der linksgerichteten früheren First Lady Xiomara Castro abgezeichnet.
Xiomara Castro vor ihren Anhängern
Xiomara Castro vor ihren Anhängern - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ehemalige First Lady Xiomara Castro wird wohl erste Präsidentin des Landes.

Nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen lag die 62-Jährige bei gut 53 Prozent und damit rund 20 Prozentpunkte vor dem Kandidaten der rechtsgerichteten Regierungspartei PN, Nasry Asfura. Castros Vorsprung lasse sich nicht mehr einholen, sagte der frühere Präsident des Wahlrats, Augusto Aguilar.

Die Ehefrau des 2009 gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya wäre damit die erste Frau an der Spitze des mittelamerikanischen Landes. «Guten Abend, wir haben gewonnen», verkündete Castro bereits am Sonntagabend bei einem Auftritt vor ihren Anhängern. In der Hauptstadt Tegucigalpa jubelten ihre Anhänger, zündeten Feuerwerkskörper und veranstalteten einen Autokorso.

Bevor nicht der letzte Wahlzettel bearbeitet sei, werde niemand zum Sieger erklärt, betonte hingegen der Chef des Wahlrats, Kelvin Aguirre. Er zeigte sich erfreut über die «historische» Wahlbeteiligung von 62 Prozent.

Insgesamt bewarben sich 13 Kandidaten um die Nachfolge von Präsident Juan Orlando Hernández, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Begleitet wurde die Wahl von der Furcht vor Betrugsversuchen von Seiten der PN sowie vor gewalttätigen Ausschreitungen. Bereits vor Beginn des Urnengangs gab es Berichte über Einschüchterungsversuche gegenüber Wählern. Landesweit waren am Wahltag 42.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Sowohl die für die Linken antretende Castro als auch Asfura hatten bei der Stimmabgabe zur Ruhe aufgerufen. Allerdings erklärte die PN schon eine Stunde nach Öffnung der Wahllokale ihren Kandidaten Asfura zum Wahlsieger. Wahlbeobachter der EU rügten das Vorgehen.

Das Zehn-Millionen-Einwohner-Land, in dem etwa die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze lebt, gilt als eines der gefährlichsten der Welt. Zahlreiche Politiker im Umfeld von Amtsinhaber Hernández werden der Korruption und der Verwicklung in den Drogenhandel verdächtigt. Sein Bruder Tony sitzt wegen Drogenhandels in grossem Stil eine lebenslange Haftstrafe in den USA vor. Dem scheidenden Präsidenten wird vorgeworfen, ebenfalls darin verwickelt gewesen zu sein.

Asfura wiederum wurde im vergangenen Jahr vorgeworfen, öffentliche Gelder in Höhe von 700.000 Dollar veruntreut zu haben. Der drittstärkste Kandidat Yani Rosenthal sass wegen Geldwäsche für drei Jahre in einem US-Gefängnis.

Nach der von massiven Betrugsvorwürfen überschatteten Wiederwahl von Hernández im Jahr 2017 kam es rund einen Monat lang zu Protesten, die von den Behörden gewaltsam niedergeschlagen wurden. Mehr als 30 Menschen wurden getötet. Mit dem Sieg Castros würde die 12-jährige PN-Herrschaft sowie vier Jahrzehnte gemeinsamer Vorherrschaft mit der Liberalen Partei enden.

Die 62-jährige Castro rief am Sonntagabend zur «nationalen Versöhnung» auf und kündigte einen Dialog mit «allen Kreisen» an. Sie habe «keine Feinde» und werde sich für den Kampf «gegen Hass, Korruption, Drogenhandel und Organisierte Kriminalität» einsetzen, versprach sie weiter.

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