Die legendäre Kennedy-Dynastie wird ab dem kommenden Jahr kein Familienmitglied mit einem politischen Mandat mehr stellen.
Joe Kennedy
Joe Kennedy - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Grossneffe von John F. Kennedy unterliegt bei Vorwahl zum US-Senat.

Joe Kennedy III., Grossneffe des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, verlor am Dienstag die Vorwahl der Demokraten im Bundesstaat Massachusetts für einen Sitz im US-Senat. Der 39-Jährige unterlag gegen den amtierenden Senator und Parteikollegen Ed Markey - die erste Niederlage der Kennedy-Familie in ihrem Heimatstaat.

Der rothaarige Enkelsohn des 1968 ermordeten früheren Justizministers Robert F. Kennedy sitzt zwar seit 2013 als Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus in Washington. Weil er wegen seiner Senats-Kandidatur aber nicht für eine weitere Amtszeit im Repräsentantenhaus kandidieren darf, wird er nach der Wahl im November sein Mandat abgeben müssen. Damit wird kein Mitglied der Kennedy-Familie mehr ein politisches Mandat innehaben, wenn der neue Kongress im Januar 2021 zusammenkommt.

Für die Kennedy-Familie ist das eine historische Zäsur: Seit 1947 hat - mit Ausnahme von zwei Jahren - immer ein Kennedy ein gewähltes politisches Amt in den USA ausgeübt. Joe Kennedy III. ist die vierte Generation der Familie in der Politik.

Laut vorläufigen Ergebnissen kam Kennedy nur auf rund 45 Prozent der Stimmen, der 74-jährige Markey auf rund 55 Prozent. Kennedy sagte am Wahlabend, er habe seinem Konkurrenten gratuliert und ihm seine «Unterstützung» beim Wahlkampf in den kommenden Monaten zugesichert.

Bei der Vorwahl ging es um die Frage, wer bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November für die Demokraten für einen der beiden Massachusetts zustehenden Senatssitze kandidieren darf. Markey hat den Sitz seit 2013 inne, zuvor sass der Politik-Veteran mehr als 35 Jahre lang im Repräsentantenhaus.

Der 74-Jährige gehört zum progressiven Flügel der Demokratischen Partei. Er wird unter anderem unterstützt von der aufstrebenden Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, mit der Markey den sogenannten Green New Deal gegen den Klimawandel ausgearbeitet hatte.

Politisch liegen Markey und Kennedy nahe beieinander. Deswegen hatte für Erstaunen gesorgt, dass der Jungpolitiker den Politik-Veteranen herausforderte - und damit sein Abgeordnetenmandat aufs Spiel setzte.

Im Wahlkampf hatte Kennedy für eine politische Erneuerung geworben. Zugleich versuchte er dem Eindruck entgegenzutreten, er wolle von seinem prominenten Familiennamen profitieren. «In jedem Wahlkampf habe ich klar gemacht, dass nur ich auf dem Wahlzettel stehe», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. «Mein Vater, mein Grossvater, ihre Brüder und Schwestern haben damit nichts zu tun. Es gibt nur mich.»

Die Kennedys dürften aber weiter politisch aktiv bleiben. Als neuer potenzieller Hoffnungsträger gilt der 27-jährige Jack Kennedy Schlossberg. Der Sohn von John F. Kennedys Tochter Caroline sorgte vor zwei Wochen beim Parteitag der US-Demokraten mit einer Videobotschaft für Aufsehen. Der telegene Harvard-Student hat es bislang aber stets abgelehnt, sich über eine mögliche politische Zukunft zu äussern.

Die Kennedys sind die berühmteste Politikerfamilie der USA und stehen für Triumphe und Tragödien. John F. Kennedy (JFK) und Robert F. Kennedy galten als Hoffnungsträger ihrer Generation - und wurden bei Attentaten ermordet. Mehrfach starben Vertreter des Kennedy-Clans bei Unfällen, weswegen häufig von einem «Kennedy-Fluch» die Rede ist. Erst im April starben John F. Kennedys Grossnichte Maeve Kennedy McKean und ihr Sohn bei einem Bootsunglück.

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