Für ihren Einsatz für Demokratie und Meinungsfreiheit sind der russische Oppositionelle Alexej Nawalny und seine Anti-Korruptionsstiftung FBK mit dem diesjährigen Medienpreis M100 ausgezeichnet worden.
Leonid Wolkow (r) mit FDP-Chef Lindner in Potsdam
Leonid Wolkow (r) mit FDP-Chef Lindner in Potsdam - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mitstreiter Wolkow nimmt Preis für inhaftierten Oppositionellen entgegen.

Der enge Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow nahm den Preis am Mittwochabend in Potsdam stellvertretend für den in Russland inhaftierten Kreml-Kritiker entgegen. Ein Bild Nawalnys war bei der Preisverleihung im Hintergrund eingeblendet. Die Laudatio hielt FDP-Chef Christian Lindner.

Wolkow hob in seiner Ansprache hervor, dass Nawalnys Stiftung trotz aller Widrigkeiten und obwohl der Kreml-Kritiker im Gefängnis sitzt, weiterarbeite - «und das mit Erfolg». Zwar sei Nawalnys Stiftung inzwischen als extremistisch eingestuft und aufgelöst. Dennoch habe sie Russland seit ihrer Gründung 2011 mit ihren investigativen Recherchen zur Korruption der Führungsschicht verändert: Inzwischen seien statt damals 15 Prozent nun 60 Prozent der Russen der Ansicht, dass Korruption ein Problem sei. «Wir machen weiter, natürlich», hob der im Exil lebende Wolkow hervor.

Wolkow verwies darauf, dass Nawalny «der Staatsfeind Nummer Eins» für den Kreml unter Präsident Wladimir Putin sei. Die Stiftung hatte unter anderem eine aufsehenerregende Recherche im Internet veröffentlicht, derzufolge Putin über ein riesiges Anwesen am Schwarzen Meer verfügen soll. Das Video zu dem Luxus-Anwesen hatte bei Youtube rund 118 Millionen Aufrufe. Putin bestritt, dass ihm der Palast gehöre.

Wolkow sagte in Potsdam: «Wir haben bewiesen, dass Korruption ein Menschenrechtsproblem ist.» Die politische Klasse nicht nur in Russland könne es sich nicht leisten, die Macht zu verlieren und wegen Korruption vor Gericht gebracht zu werden. Daher gebe es für sie «keine Alternative, als die Meinungsfreiheit niederzuschlagen». Dasselbe gelte auch für andere Länder.

Der 45-jährige Nawalny ist der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten. Vor knapp über einem Jahr war auf den Oppositionellen in Russland ein Mordanschlag mit einem Nervengift verübt worden, den er nur knapp überlebte. Nawalny macht den Kreml für den Anschlag verantwortlich. Nach monatelanger Behandlung und Genesung in Deutschland kehrte Nawalny Anfang dieses Jahres nach Russland zurück, wo er umgehend festgenommen wurde. Später wurde er wegen angeblicher Verstösse gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Danach überzog die russische Justiz den Oppositionellen und seine Organisationen mit weiteren Verfahren, zuletzt wegen Aufrufen zum «Machtwechsel durch Gewalt».

Der Preis M100 wird seit 2005 jährlich an Menschen vergeben, die sich für die europäische Verständigung sowie Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Im vergangenen Jahr erhielt der ungarische Journalist Szabolcs Dull die Auszeichnung. Weitere Preisträger sind unter anderen der italienische Schriftsteller Roberto Saviano, der dänische Karikaturist Kurt Westergaard und das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo».

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