Länder bereiten sich auf erneute Schulschliessungen vor
Die Bundesländer bereiten sich darauf vor, dass es im Zuge der Corona-Pandemie erneut zu flächendeckenden Schulschliessungen kommt.

Das Wichtigste in Kürze
- Bildungsbericht beschreibt durch Corona-Krise hervorgehobene Defizite.
Dies sei eins von mehreren Szenarien, an denen derzeit gearbeitet werde, sagte der Präsidentin der Kulturministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD), am Dienstag in Berlin. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht das Bildungssystem besser auf Einschränkungen vorbereitet als im Frühjahr. Hubig und Karliczek äusserten sich bei der Vorstellung des diesjährigen Bildungsbericht, der auch die Corona-Krise beleuchtet.
Laut KMK-Beschluss von vergangener Woche soll der reguläre Schulbetrieb überall in Deutschland spätestens nach den Sommerferien wieder starten. Die rheinland-pfälzische Ressortchefin Hubig sagte am Dienstag, dies sei eins von drei Szenarien, für die jetzt Vorbereitungen getroffen würden. Die Länder planten auch für ein erneutes «rollierendes System» mit Präsenz- und Fernunterricht sowie für die «Komplettschliessungen» der Schulen.
Für alle drei Fälle bereiteten die Länder Leitlinien vor, sagte Hubig. Dabei sollten bundesweite Standards vereinbart werden, aber auch «Flexibilität vor Ort» ermöglicht werden. Bundesbildungsministerin Karliczek sieht das Bildungssystem für mögliche neue Einschränkungen besser vorbereitet als bei den Schliessungen im Frühjahr. Die Ausgangsbedingungen seien heute «ganz anders», sagte sie.
Hubig wies den Vorwurf zurück, die Rückkehr zum Regelbetrieb sei unrealistisch. Das Vorhaben sei «kein Wunschdenken», sondern erklärtes Ziel. Die Umsetzung hänge aber selbstverständlich vom weiteren Infektionsgeschehen ab. Abgesehen von Hotspots wie etwa im Kreis Gütersloh seien die Infektionszahlen bundesweit «auf sehr niedrigem Niveau», betonte Hubig.
Für den Regelbetrieb würden neue «Hygiene- und Schutzkonzepte» erarbeitet. Dabei werde etwa das Thema Lüften eine Rolle spielen. Ausserdem gehe es um Vorschriften zum Tragen eines Mund-Nase-Schutz in bestimmten Fällen. Auch befassten sich die Länder mit der Frage, welche Schüler und Lehrer getestet werden sollten, falls an einer Schule ein Corona-Fall auftritt.
Die Auswirkungen der Pandemie sind auch Thema das achten nationalen Bildungsberichts, den Hubig und Karliczek gemeinsam vorstellten. Die Pandemie habe etwa «die Digitalisierung in allen Bildungsbereichen sehr eindringlich zum Thema gemacht», heisst es in der neuen Ausgabe des alle zwei Jahre erstellen Berichts. Auch Karliczek räumte ein, die Ausnahmesituation habe Schwächen «vor allem bei der Ditgalisierung» deutlich gemacht.
Als einen zentralen Befunde des Berichts nannte einer der Autoren, Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, dass der Bildungserfolg in Deutschland weiterhin «von Merkmalen der sozialen Herkunft» abhänge. Gleichzeitig sei das Bildungssystem durchlässiger geworden. So seien etwa Schullaufbahnen nach der Grundschule «so flexibel wie noch nie».
Grundsätzlich gebe es weiterhin einen Trend zu höherer Bildung, führte Maaz aus. Allerdings stagniere die Quote der Abiturienten. Ausserdem verliessen erstmals seit 2013 wieder mehr Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss.
Zu den grössten Herausforderungen für das Bildungssystem zählte Maaz die weiterhin hohe Zahl an fehlenden Kitaplätzen und den grossen Bedarf an Ganztagsbetreuungsplätzen für Grundschüler. Ausserdem werde mehr und besser qualifiziertes Personal sowohl in Kitas als auch an Schulen benötigt, sagte er.