Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro hat bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien die erste Runde gewonnen – muss nun aber in die Stichwahl am 28. Oktober.
Jair Bolsonaro jubelt in Brasilien vor seinen Unterstützern.
Jair Bolsonaro jubelt in Brasilien vor seinen Unterstützern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jair Bolsonaro gewinnt mit 46 Prozent die erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien.
  • Auf dem zweiten Platz landete mit 29 Prozent Fernando Haddad.
  • Da die absolute Mehrheit fehlte, muss Bolsonaro am 28. Oktober in die Stichwahl.

Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat der Rechtspopulist Jair Bolsonaro die erste Runde klar gewonnen, muss aber in die Stichwahl. Der höchst umstrittene Politiker erzielte bei dem Urnengang am Sonntag rund 46 Prozent, wie die Wahlbehörde erklärte. Auf dem zweiten Platz landete mit rund 29 Prozent Linkskandidat Fernando Haddad von der Arbeiterpartei von Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva.

Der Ausgang der Wahl ist ein Triumph für Bolsonaro, der häufig als «Donald Trump Brasiliens» bezeichnet wird. Umfragen hatten den 63-Jährigen zuletzt bei rund 36 Prozent gesehen - bei der Wahl erhielt er nun deutlich mehr Stimmen.

Rassistische und sexistische Äusserungen

Zwischenzeitlich hatte es sogar so ausgesehen, als könnte der Ex-Offizier, der immer wieder mit rassistischen und sexistischen Äusserungen aufgefallen ist, im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erzielen. Damit wäre er direkt zum Präsidenten gewählt worden. Jetzt muss er am 28. Oktober in der Stichwahl gegen Haddad antreten.

Am Wahlabend sagte Bolsonaro, es habe «Probleme» mit den elektronischen Wahlurnen gegeben; sonst wäre er jetzt schon zum Präsidenten gewählt worden. Er werde nun vom Obersten Wahlgericht «Lösungen» verlangen. Anhänger des Rechtspopulisten versammelten sich am Abend vor dem Wahlgericht in der Hauptstadt Brasília und schrien «Betrug, Betrug, Betrug!»

Der Ex-Offizier und Verteidiger der früheren Militärdiktatur (1964 bis 1985) hat für den Fall eines Wahlsiegs einen harten Kampf gegen Korruption und Kriminalität angekündigt und will die Waffengesetze lockern. Mit abfälligen Bemerkungen über Frauen, Homosexuelle und Schwarze polarisiert er die brasilianische Gesellschaft. Anfang September wurde er bei einer Messerattacke während eines Wahlkampfauftritts verletzt.

Fernando Haddad nach seiner Stimmabgabe in Brasilien.
Fernando Haddad nach seiner Stimmabgabe in Brasilien. - Keystone

Nachfolger für Michel Temer

Bei der Wahl waren rund 147 Millionen Bewohner des südamerikanischen Landes aufgerufen, einen Nachfolger für den unbeliebten konservativen Staatschef Michel Temer zu wählen. Insgesamt traten 13 Kandidaten an.

Die Arbeiterpartei hatte Haddad als Ersatzkandidaten für den wegen Korruptionsvorwürfen verurteilten und inhaftierten Ex-Staatschef Lula ins Rennen geschickt. Lula hatte lange Zeit dafür gekämpft, doch noch kandidieren zu können. Haddad, der frühere Bürgermeister der Millionenmetropole São Paulo, hatte deswegen nur einen Monat Zeit für den Wahlkampf.

Zwar landete Bolsonaro in der ersten Wahlrunde weit vor Haddad. Die Stichwahl in drei Wochen dürfte aber deutlich enger werden. Für viele Wähler ist der Rechtspopulist Bolsonaro ein rotes Tuch. Der 55-jährige Haddad dürfte die Unterstützung vieler im ersten Wahlgang unterlegener Kandidaten bekommen. Umfragen hatten zuletzt für die Stichwahl einen sehr knappen Ausgang vorhergesagt.

«Demokraten dieses Landes vereinen»

Haddad sprach am Wahlabend vor Anhängern von einer «goldenen Chance». «Wir wollen die Demokraten dieses Landes vereinen.»

Vor allem die Benachteiligten in Brasilien trauern bis heute Lula nach, der umfassende Sozialprogramme für die Armen aufgelegt hatte. Während seiner Amtszeit von 2003 bis 2010 erlebte das lateinamerikanische Land einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Doch in der Amtszeit seiner Parteifreundin und Nachfolgerin Dilma Rousseff rutschte Brasilien in eine tiefe Rezession. Rousseff wurde 2016 wegen mutmasslicher finanzieller Vergehen des Amtes enthoben. Viele Brasilianer machen die Arbeiterpartei für die wirtschaftliche Misere und die weitverbreitete Korruption verantwortlich.

Die Brasilianer wählten am Sonntag auch die Abgeordnetenkammer, zwei Drittel der Senatoren sowie neue Gouverneure und Parlamente in den Bundesstaaten. Ex-Präsidentin Rousseff scheiterte dabei mit dem Versuch, sich zur Senatorin für den Bundesstaat Minas Gerais wählen zu lassen.

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