Knapp drei Wochen vor der französischen Präsidentschaftswahl zeichnet sich eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen ab. Macron rutschte in einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Instituts Elabe um 3,5 Punkte auf 27,5 Prozent ab. Damit liegt er immer noch deutlich an der Spitze vor Le Pen, die um zwei Punkte auf 20 Prozent zulegte.
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Bei der französischen Präsidentschaftsfrage kommt es zur Stichwahl zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen an. - POOL/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rechtsextremer Zemmour plädiert für Abschiebeministerium.

Im Mittelfeld überholt der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon mit 15 Prozent die rechtskonservative Kandidatin Valérie Pécresse und den rechtsextremen Politiker Eric Zemmour, die in den vergangenen Wochen beide in den Umfragen abgerutscht sind und nur noch auf je zehn Prozent kommen.

Macron hatte seit Beginn des Ukraine-Kriegs je nach Umfrage um etwa fünf Punkte zugelegt. Meinungsforscher erklären dies mit einem grösseren Bedürfnis der Wähler nach Stabilität in unsicheren Zeiten. Der jüngste Rückgang könnte eine Reaktion auf die Vorstellung seines Wahlprogramms sein, in dem er unter anderem für die Heraufsetzung des Rentenalters von 62 auf 65 Jahre eintritt.

Die Annahme, dass Le Pen wegen ihrer engen Verbindungen zu Russland in der Wählergunst absacken könnte, hat sich hingegen nicht bestätigt. Ihre Partei ist jahrelang von russischen Banken finanziert worden. Im Wahlkampf 2017 wurde Le Pen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml empfangen. Ein Foto der Begegnung schmückte sogar eine ihrer Wahlbroschüren, die sie nach dem Beginn des Ukraine-Krieges aber einstampfen liess.

Zemmour hatte zu Beginn einen äusserst intensiven Wahlkampf geführt, mit zahlreichen Besuchen im Land und häufigen Grossveranstaltungen. In den vergangenen Tagen schien ihm die Puste auszugehen, mehrere Veranstaltungen wurden abgesagt. Dafür machte er mit um so radikaleren Vorschlägen von sich reden, etwa der Einführung eines Abschiebeministeriums und dem Plan, innerhalb von fünf Jahren eine Million Ausländer aus Frankreich auszuweisen.

In den verbleibenden knapp drei Wochen sind noch mehrere grosse Veranstaltungen geplant. Ex-Präsident François Hollande wollte am Dienstagabend seine sozialistische Parteigenossin, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, unterstützen, die bei gerade mal bei 1,5 Prozent liegt.

Die Republikanerin Pécresse wurde bisher nicht von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy unterstützt. Zemmour plant für Sonntag ein Treffen mit mehreren tausend Unterstützern auf dem Pariser Trocadero.

Macron, der seinen Wahlkampf auf ein Minimum beschränkt hat, ist unterdessen mit internationaler Politik beschäftigt. Diese Woche nimmt er gleich an drei Gipfeln in Brüssel teil - Nato, EU und G7. Er hat auch eine weitere Reise nach Moskau oder Kiew nicht ausgeschlossen.

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