Griechischer Regierungschef besucht symbolträchtige Stätten in der Türkei
Bei seinem Besuch in der Türkei hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras zwei symbolträchtige Stätten besucht, die seit Jahren für Spannungen zwischen den Nachbarn sorgen.

Das Wichtigste in Kürze
- Tsipras äussert Hoffnung auf Wiedereröffnung von orthodoxem Priesterseminar.
In Istanbul besichtigte Tsipras am Mittwoch zunächst die Hagia Sophia, bevor er an einem Gottesdienst im orthodoxen Priesterseminar von Halki teilnahm. Dabei äusserte er die Hoffnung, dass die seit Jahrzehnten geschlossene Schule bald wieder eröffnet werde.
«Das nächste Mal hoffe ich, mit Erdogan hier zu sein, um diese Schule wieder zu eröffnen», sagte Tsipras bei einem Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. in dem theologischen Seminar. Die Schule auf der Insel Heybeliada war die wichtigste Ausbildungsstätte der orthodoxen Kirche in der Region, doch wurde sie 1971 geschlossen. Alle Bemühungen des Patriarchats zu ihrer Wiedereröffnung blieben bisher erfolglos.
Bartholomäus sagte, er bete dafür, dass der Tag komme, da dieses Zentrum der theologischen Bildung wieder seine Türen öffne. Die Minderheiten in der Türkei und Griechenland seien kein Grund zum Konflikt, sondern eine Brücke. Zuvor hatte er Tsipras zusammen mit dem türkischen Präsidentenberater Ibrahim Kalin durch das Seminar geführt und mit ihm einen Baum im Garten auf einer Anhöhe über dem Marmara-Meer gepflanzt.
Vor seinem Besuch auf Heybeliada hatte Tsipras am Morgen die Hagia Sophia besichtigt. «Man spürt hier das Gewicht der Geschichte», sagte Tsipras, während er mit Kalin durch die frühere byzantinische Kirche geführt wurde. Ebenso wie das Priesterseminar von Halki ist die Hagia Sophia von hoher symbolischer Bedeutung für die Griechen in Istanbul und seit langem Gegenstand eines Streits mit der türkischen Regierung.
Der imposante Kuppelbau auf einer Anhöhe am Bosporus war nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Türken 1453 in eine Moschee umgewandelt worden. Nach Gründung der Republik 1923 machte sie Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zum Museum, doch gibt es seit dem Amtsantritt der islamisch-konservativen Regierung von Recep Tayyip Erdogan 2002 immer wieder Bestrebungen, sie wieder als Moschee zu nutzen.
Griechenland wacht sehr genau über den Umgang mit dem byzantinischen Erbe in Istanbul und ist wegen dieser Bestrebungen seit langem in Sorge. Zwar wies im September das oberste Gericht der Türkei den Antrag einer islamischen Vereinigung zurück, in der Hagia Sophia ein Gebet abzuhalten, doch gab es immer wieder Koranlesungen oder Gebete auf dem Platz vor dem Gebäude.
Tsipras hatte am Dienstag in Ankara Präsident Erdogan getroffen, wobei die beiden Politiker ihren Willen zum Abbau der Spannungen betonten. Zwar hat sich das historisch schwierige Verhältnis der beiden Nachbarn verbessert, doch bleiben viele Konfliktpunkte. In der Ägäis gibt es rund um eine umstrittene Inselgruppe immer wieder militärische Zwischenfälle, und auch im Zypern-Konflikt liegen die beiden Länder über Kreuz.