Der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober tritt zurück. Er sei nicht mehr 100 Prozent fit, begründete der 60-Jährige.
Rudolf Anschober österreich coronavirus
Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober spricht in Wien. (Archivbild) - sda
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Grünen-Politiker hat mit Überarbeitung im Kampf gegen Pandemie zu kämpfen.
  • Rudolf Anschober hatte zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Wegen Erschöpfung im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober seinen Rücktritt erklärt.

«Ich bin überarbeitet und ausgepowert», sagte der 60-jährige Grünen-Politiker am Dienstag vor Journalisten in Wien. Er habe in den vergangenen Wochen zwei Kreislaufzusammenbrüche gehabt. In der «schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten» brauche sein Land einen Gesundheitsminister, der «zu 100 Prozent fit ist», begründete er.

Nachfolger Wolfgang Mückstein

Neuer Gesundheitsminister soll der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein werden, wie Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler mitteilte. Die Bewältigung der Pandemie sei eine «historische Aufgabe», sagte der praktizierende Arzt. Dieser soll am Montag sein Amt antreten.

Anschober sagte, die vergangenen 15 Monate hätten sich für ihn angefühlt wie 15 Jahre. Ihm sei zunehmend die Kraft ausgegangen. Durch seine Überlastung habe er mit dem Kreislauf, steigendem Blutdruck, mit dem Blutzuckerspiegel und einem beginnenden Tinnitus zu kämpfen gehabt. Nach dem zweiten Kreislauf-Kollaps am Dienstag vergangener Woche habe er gemerkt, dass er die «Notbremse ziehen» müsse.

Rudolf Anschober warnt vor Unterschätzung

Der scheidende Gesundheitsminister warnte, die Corona-Pandemie sei noch im vollen Gange und dürfe nicht unterschätzt würden. Rudolf Anschober hatte im Januar 2020 das Amt angetreten. Er gewann schnell an Popularität und stellte zwischenzeitlich, während der ersten Corona-Welle, sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz in den Schatten. Seit Herbst 2020 breitete sich das Coronavirus aber auch in Österreich trotz mehrerer Lockdowns stärker aus.

Rudolf Anschober
Gesundheitsminister Rudolf Anschober trat wegen Erschöpfung zurück - AFP

In seiner emotionalen Erklärung beklagte der Minister die «Zunahme der Aggressivität» in einem Teil der Bevölkerung ab der zweiten Infektionswelle. In der dritten Welle hätten die Interessenkonflikte noch zugenommen und er habe sich teilweise «sehr allein» gefühlt, erklärte er. Dies ist wohl eine verhüllte Kritik an Kurz, der dem Gesundheitsministerium vorgeworfen hatte, zu wenig Impfdosen bestellt zu haben.

Anschober musste grosse Herausforderungen meistern

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP redete Rudolf Anschober von der Herausforderung, das Land durch die Pandemie zu steuern. Am herausforderndsten sei die Beschneidung der normalerweise von den Grünen verteidigten Freiheitsrechte wie Bewegungs- und Versammlungsfreiheit.

Anschober habe sich «für unser Land aufgeopfert und mit aller Kraft gegen die Corona-Pandemie gekämpft», sagte Kurz. Präsident Alexander Van der Bellen würdigte Anschobers «unermüdliche Arbeit».

Im knapp neun Millionen Einwohner zählenden Österreich infizierten sich bereits mehr als 581.000 Menschen mit dem Coronavirus, mehr als 9700 Menschen starben.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

CoronavirusGrüneArztHerbst