Gedichtsammlung von in China inhaftiertem schwedischen Verleger veröffentlicht
Ein schwedischer Verlag hat eine Sammlung von Gedichten des in China inhaftierten Verlegers und Buchhändlers Gui Minhai veröffentlicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Mann seit Jahren im Zentrum diplomatischer Spannungen zwischen beiden Ländern.
Es handele sich um die erste vollständige Sammlung von Minhais im Gefängnis verfassten Gedichten, sagte ein Sprecher des Verlagshauses Kaunitz-Olsson am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Stockholm. Einige Gedichte aus dem Band, der auf Schwedisch den Titel «Ich zeichne mit meinem Finger eine Tür an die Wand» trägt, erschienen zuvor bereits in schwedischen und internationalen Zeitungen.
In der Anthologie schildert der in China geborene Minhai, der schwedischer Staatsbürger ist, seine Sicht auf Schweden und seine Haftbedingungen. Dem Verlagssprecher zufolge lernte er die Gedichte im Gefängnis auswendig, schrieb sie auf, als er zwischenzeitlich kurz frei war, und gab sie dann heimlich seiner Tochter.
Minhai steht seit mehreren Jahren im Zentrum diplomatischer Spannungen zwischen Schweden und China. Ende Februar verurteilte ein Gericht ihn zu zehn Jahren Haft wegen der «illegalen Weitergabe von geheimen Informationen ans Ausland». Er hatte in der Vergangenheit in Hongkong Bücher mit Kritik an der kommunistischen Partei herausgegeben und war 2015 gleichzeitig mit mehreren Verlagsmitarbeitern während eines Urlaubs in Thailand verschwunden. Er tauchte später im chinesischen Staatsfernsehen auf und gab ein Geständnis wegen eines alten Falls von Fahrerflucht mit Todesfolge ab, das nach Ansicht von Menschenrechtsgruppen jedoch nicht freiwillig erfolgte.
Nach dem Absitzen einer Haftstrafe dafür wurde Minhai seiner Familie zufolge an der Ausreise aus China gehindert. 2018 wurde er in einem chinesischen Zug erneut festgenommen, als er sich in Begleitung schwedischer Diplomaten befand. Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums sprach damals von einer Verletzung der chinesischen Gesetze, nannte aber keine konkreten Vorwürfe.
Nach Angaben der Behörden in China beantragte Minhai 2018 eine Wiedererlangung seiner chinesischen Staatsbürgerschaft. Schweden sieht ihn dagegen weiter als schwedischen Staatsbürger an und fordert seine Freilassung.