Die EU-Kommission will sich mit Vorverträgen raschen Zugriff auf ausreichende Mengen eines künftigen Corona-Impfstoffes sichern.
Weltgesundheitsorganisation coronavirus
Die Suche nach Medikamenten und Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus läuft auf Hochtouren. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU-Kommission will sich einen raschen Zugriff auf einen Corona-Impfstoff sichern.
  • Deshalb empfiehlt sie nun, Vorverträge mit Pharmafirmen zu schliessen.

Erst mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus wird das Leben wieder normal, das glauben viele Experten. Aber wer kriegt die Mittel, wenn sie denn einmal zur Verfügung stehen?

Im globalen Wettlauf um einen Corona-Impfstoff will sich die EU-Kommission durch Vorverträge raschen Zugriff auf ausreichende Mengen sichern.

Das ist Kern einer Impfstoff-Strategie, die EU-Beamte am Donnerstag in Brüssel skizzierten. Zugleich gab die Kommission bekannt: Die deutsche Firma Biontech soll für die Impfstoff-Entwicklung bis zu 100 Millionen Euro als Kredit von der Europäische Investitionsbank bekommen.

Die Verfügbarkeit eines Impfstoffs gilt als Schlüssel, die Corona-Pandemie wirklich in den Griff zu bekommen. Die meisten Experten erwarten eine Entwicklungszeit von mindestens zwölf bis 18 Monaten. Schwierig ist nicht nur die rasche Entwicklung, sondern anschliessend auch die Produktion des Impfstoffs für Milliarden von Menschen weltweit.

EU-Kommission empfiehlt Abschliessen von Vorverträgen

Die EU-Kommission schlägt vor, jetzt Vorverträge mit Pharmafirmen zu schliessen und auch bereits Abschlagszahlungen zu leisten. Zudem soll das Recht zum Bezug erfolgreicher Impfstoffe erworben werden.

Das nähme den Herstellern einen Teil des Risikos, denn das ist nach Angaben von EU-Beamten erheblich: Nur 20 bis 40 Prozent der Impfstoff-Kandidaten, die klinisch getestet werden, erreichen Marktreife. Wenn man erfolgreiche Mittel aber schnellstmöglich haben wolle, müssten schon jetzt Produktionskapazitäten aufgebaut werden – auch ohne Erfolgsgarantie, hiess es. Ein Teil der Investitionen würde verloren gehen.

Coronavirus mutation
Ein Coronavirus-Test in einem Labor. - AFP/Archiv

Finanziert werden sollen die Impfstoff-Verträge aus einem bereits vorhandenen EU-Topf, dem sogenannten Notfallinstrument mit einem Budget von 2,7 Milliarden Euro. Davon könnte ein erheblicher Teil aufgewendet werden, sagten EU-Beamte. Sie rechnen damit, dass Impfstoffe für 300 Millionen Europäer beschafft werden müssen. Je nachdem, ob ein oder zweimal geimpft werden muss, wären dies 300 bis 600 Millionen Dosen.

Die EU-Staaten könnten trotz der vorgeschlagenen gemeinsamen Beschaffung selbst entscheiden, wer zuerst geimpft werden soll. Die Beamten betonten auch, dass sich die EU trotzdem weiter für eine gerechte globale Verteilung des Impfstoffs einsetzen würde. Es gehe nicht um exklusive Rechte, hiess es.

Zustimmung von EU-Staaten und Europaparlament nötig

Dem Vorhaben müssten die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen, bevor es losgehen kann. Danach müssten Verträge mit Interessenten ausgehandelt werden.

Unabhängig davon fördert die EU aber bereits Forschung und Entwicklung von Impfstoffen. Das Geld soll die Ausweitung von Produktionskapazitäten finanzieren. Dies, um den Impfstoff im Fall einer erfolgreichen Testphase schnell zur Verfügung zu haben.

Pfizer Coronavirus
Weltweit suchen Forscher auf Hochtouren nach einem wirksamen Impfstoff gegen das tödliche Coronavirus. (Symbolbild) - dpa

Biontech hat nach Angaben der Brüsseler Behörde als erstes europäisches Unternehmen mit der klinischen Prüfung eines Covid-19-Impfstoffkandidaten begonnen. Im April startete die erste klinische Studie in Deutschland.

Darauf folgte eine weitere klinische Studie in den Vereinigten Staaten Anfang Mai. Mit vier parallel getesteten Impfstoffkandidaten gehöre das Programm von Biontech zu den umfangreichsten weltweit. Das Mainzer Unternehmen erwartet für Ende Juni oder Juli erste klinische Daten zu den Impfstoff-Tests.

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