Im Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise haben sich die EU-Staaten auf das grösste Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte geeinigt.
Kyriakos Mitsotakis (l), Ministerpräsident von Griechenland, Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, und Bundeskanzlerin Angela Merkel während eines Gesprächs im Rahmen des EU-Gipfels. Foto: John Thys/AFP Pool/AP/dpa
Kyriakos Mitsotakis (l), Ministerpräsident von Griechenland, Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, und Bundeskanzlerin Angela Merkel während eines Gesprächs im Rahmen des EU-Gipfels. Foto: John Thys/AFP Pool/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach vier Tagen haben sich die EU-Staaten auf das historische Corona-Paket geeinigt.
  • Das gibt Ratschef Charles Michel auf Twitter bekannt.

Der Kompromiss wurde nach mehr als viertägigen Verhandlungen am frühen Dienstagmorgen bei einem Sondergipfel in Brüssel von den 27 Mitgliedsstaaten angenommen, wie Ratschef Charles Michel auf Twitter mitteilte.

Zusammen umfasst das Paket 1,8 Billionen Euro - davon 1074 Milliarden Euro für den nächsten siebenjährigen Haushaltsrahmen und 750 Milliarden Euro für ein Konjunktur- und Investitionsprogramm gegen die Folgen der Pandemiekrise.

Mit dem Finanzpaket will sich die Europäische Union gemeinsam gegen den historischen Wirtschaftseinbruch stemmen und den EU-Binnenmarkt zusammenhalten.

Gleichzeitig soll in den Umbau in eine digitalere und klimafreundlichere Wirtschaft investiert werden. Dafür werden erstmals im grossen Stil im Namen der EU Schulden aufgenommen, das Geld umverteilt und gemeinsam über Jahrzehnte getilgt.

«Nur» 390 Millionen für Zuschüsse

Am Montag waren zwei der umstrittensten Einzelpunkte gelöst und damit der Weg zum Gesamtdeal freigemacht worden. Zum einen fand man nach tagelangem Streit einen Kompromiss zum Kern des Corona-Programms.

Die sogenannten sparsamen Staaten akzeptierten, dass gemeinsame Schulden aufgenommen werden und das Geld als Zuschuss an EU-Staaten geht.

Corona-Gipfel EU
Nach tagelangen Verhandlungen haben sich die EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen in Brüssel auf das Corona-Paket geeinigt. - sda - KEYSTONE/AP/John Thys

Im Gegenzug willigten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ein, die Summe dieser Zuschüsse aus dem Corona-Programm von 500 Milliarden Euro auf 390 Milliarden zu verringern. Dazu kommen 360 Milliarden Euro, die als Kredit vergeben werden.

Formel zur Rechtstaatlichkeit vereinbart

Der zweite Knackpunkt wurde dann am Montagabend geklärt: Man fand eine Formel zur Koppelung von EU-Geldern an die Rechtsstaatlichkeit, die alle 27 Staaten annahmen. Zuvor hatten sich Polen und Ungarn strikt gegen einen solchen Rechtsstaatsmechanismus gewehrt, zumal gegen beide Staaten Verfahren wegen Verletzung von EU-Grundwerten laufen.

Mehrere andere EU-Staaten beharrten jedoch darauf, dass EU-Gelder gebremst werden, wenn gemeinsame Werte missachtet werden. Die Kompromissformel wurde von mehreren Staaten erarbeitet und in der Runde der 27 vom lettischen Regierungschef Krisjanis Karins vorgetragen.

EU-Gipfel
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht mit dem schwedischen Premierminister Stefan Lofven (rechts) und dem holländischen Premierminister Mark Rutte (mitte) während dem EU-Gipfel in Brüssel. - Keystone

Die Interpretation der Klausel war unterschiedlich. Während EU-Vertreter sie als wirksame Koppelung bezeichneten, zitierte die polnische Nachrichtenagentur PAP polnische Regierungsquellen mit der Einschätzung, die Koppelung sei gestrichen worden. Ungarische Medien feierten die Einigung als Sieg für Ministerpräsident Viktor Orban.

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