Laschet: Lockdown im Kreis Gütersloh nach Corona-Ausbruch bei Tönnies

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Deutschland,

Erstmals haben die Behörden in einem deutschen Landkreis die Corona-Lockerungen der vergangenen Wochen wieder weitgehend zurückgenommen: Nach den massenhaften Infektionen beim Fleischkonzern Tönnies gelten im nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh nun wieder weitgehend Beschränkungen des öffentlichen Lebens wie zuletzt im März.

Armin Laschet
Armin Laschet - POOL/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesweit erstmals Lockerungen wieder aufgehoben - Auflagen gelten bis 30. Juni.

Die Landesregierung werde «für den gesamten Kreis Gütersloh einen Lockdown verfügen», kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag in Düsseldorf an.

Die verschärften Auflagen gelten zunächst für eine Woche bis zum 30. Juni. Zweck solle sein, «die Situation zu beruhigen» und die «Testungen auszuweiten», sagte Laschet. Im Kreis Gütersloh werden demnach nun unter anderem wieder strenge Kontaktbeschränkungen eingeführt. Derzeit stehen rund 7000 Menschen in dem ostwestfälischen Kreis unter Quarantäne.

Freizeitaktivitäten in geschlossenen Räumen sind nicht gestattet, Ausstellungen und Museen müssen wieder schliessen, ebenso Bars, Fitnessstudios und Saunen. Restaurants und Speisegaststätten können dagegen geöffnet bleiben, aber nur noch für Menschen aus einem Hausstand.

«Wir gehen diesen Weg, weil das Infektionsrisiko im Freien deutlich geringer ist als in geschlossenen Räumen», sagte Laschet. Für mehr als 360.000 Menschen im Kreis Gütersloh bedeuteten die Verschärfungen eine grosse Belastung. Die Auflagen sollten wieder zurückgenommen werden, sobald dies möglich sei.

Hintergrund der Massnahmen ist der massive Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort wurden mehr als 1550 Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet. Wegen des Ausbruchs hatte der Kreis Gütersloh bereits in der vergangenen Woche alle Schulen und Kitas wieder geschlossen.

In der Debatte über die Ursachen des schweren Ausbruchs bei Tönnies wollte sich derweil der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, nicht festlegen. Als mögliche Gründe werden derzeit die beengten Wohnverhältnisse bei vielen aus Osteuropa stammenden Beschäftigten und die Arbeit in gekühlten Betriebsräumen diskutiert.

«Wir gehen zur Zeit davon aus, dass es ein Sowohl-als-auch ist», sagte Wieler in Berlin. «Wir wissen noch nicht, was die grössere Rolle spielt.» Sicher sei, dass sich das Coronavirus bei beengten Wohnverhältnissen leichter übertrage. Bei der Arbeit im Schlachthof müssten zwei Aspekte beachtet werden: «Die Temperatur wird gekühlt, das kann eine Rolle spielen.» Dies gelte auch für die Bildung von Aerosolen.

Der nordrhein-westfälische SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty begrüsste den Lockdown im Kreis Gütersloh, warf Laschet aber einen «Schlingerkurs» vor. Der NRW-Ministerpräsident vollziehe «wieder eine Kehrtwende», sagte der Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag der «Rheinischen Post».

«Noch am Sonntag wollte er von einem Lockdown nichts wissen.» Jetzt müsse Laschet sich wieder selbst korrigieren. «Mit diesem Schlingerkurs verwirrt er alle» sagte Kutschaty. Der Lockdown sei die einzig richtige Entscheidung zum Schutz der Gesundheit der Menschen. «Aber sie kommt mal wieder zu spät.»

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