Die deutsche Bundesregierung sieht «eine gewisse Wahrscheinlichkeit» dafür, dass der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vergiftet wurde.
Berlin
Die Hightech-Trage, mit der Nawalny in die Charité gebracht wurde. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny musste wegen schwerer Krämpfe in ein Spital.
  • Sein Umfeld vermutet, man habe den 44-Jährigen vergiftet.
  • Die deutsche Bundesregierung sieht «eine gewisse Wahrscheinlichkeit» dafür.

Alexej Nawalny wurde aus Russland ausgeflogen und wird inzwischen in der Berliner Charité behandelt. Beim 44-Jährigen handele es sich um einen Patienten, «auf den mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein Giftanschlag verübt worden ist.» Das sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Nach Angaben eines Unterstützers wird Nawalny überleben.

Regierungssprecher Seibert begründete mit dem Verweis auf einen möglichen Giftanschlag, dass sich das Bundeskriminalamt (BKA) um die Sicherheit Nawalnys kümmert. Zum Gesundheitszustand des 44-Jährigen äusserte er sich nicht. Darüber könnten nur seine Ärzte und die Familie Auskunft geben.

Regierungssprecher Seibert
Regierungssprecher Seibert - AFP

Seibert verwies zudem darauf, dass Transport und Unterbringung Nawalnys von privater Seite organisiert worden seien. Von der Berliner Initiative Cinema for Peace.

EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) hält es seinerseits für «naheliegend», dass Moskau etwas mit der plötzlichen Erkrankung Nawalnys zu tun hat. Er glaube, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in der derzeitigen Situation «zu vielem fähig» sei, sagte er auf «Bild live». «Dazu gehört auch das Töten von Menschen.»

«Fehlen noch viele Fakten»

Aussenminister Heiko Maas (SPD) äusserte sich zurückhaltender: Für eine Einschätzung des Falls bedürfe es noch weiterer Aufklärung, sagte er bei einem Besuch in Kiew. «Für den Fall Nawalny fehlen noch viele Fakten, medizinische aber auch wahrscheinlich kriminologische. Die gilt es abzuwarten.» Die Bundesregierung warte auf weitere Informationen, «die wir sicherlich aus der Charité bekommen werden in absehbarer Zeit».

Der Mitorganisator des Krankentransports von Russland nach Berlin, Jaka Bizilj, geht davon aus, dass Nawalny überleben wird. Auf «Bild live» sagte er am Sonntagabend: «Aus meiner Sicht ist die entscheidende Frage, ob er das unbeschadet übersteht und seine Rolle weiter einnehmen kann.»

Alexej Nawalny
Kreml-Kritiker Alexej Nawalny wurde mittlerweile aus der Berliner Charité entlassen. - dpa

Vorerst werde das definitiv nicht möglich sein: «Wenn er das unbeschadet übersteht, dann ist er sicherlich trotzdem mindestens ein, zwei Monate aus dem politischen Gefecht weg.»

Der scharfe Kritiker von Russlands Präsident Wladimir Putin war am vergangenen Donnerstag in ein Krankenhaus im sibirischen Omsk eingeliefert worden. Er hatte zuvor während eines Fluges nach Moskau heftige Krämpfe bekommen und das Bewusstsein verloren.

Nawalnys Umfeld geht davon aus, dass er durch einen Tee vergiftet wurde, den er kurz vor dem Abflug trank. Die Ärzte in Omsk haben nach eigenen Angaben keine giftige Substanz im Körper des Patienten gefunden.

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