Grossbritannien kämpft weiter gegen den Treibstoffmangel. Nun hilft das Militär aus und mobilisiert diverse Lkw-Fahrer.
Tanklaster in englischer Raffinerie
Tanklaster in englischer Raffinerie - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Grossbritannien hilft das Militär bei der Treibstofflieferung aus.
  • Wegen des Brexits fehlen im Land unzählige Lkw-Lieferanten.
  • Derweil demonstrieren Schweinezüchter beim Parteitag gegen den Metzgermangel.

Das britische Militär hat mit der Belieferung von Tankstellen begonnen, um die Treibstoffknappheit in England zu verringern. Soldaten in Tarnuniform waren am Montag an einer Raffinerie nördlich von London zu sehen.

Insgesamt 200 Militärangehörige sollen an der «Operation Escalin» teilnehmen, die dem anhaltenden Mangel an Lkw-Lieferfahrern nach dem Brexit entgegenwirken soll. Sie werden einem Regierungssprecher zufolge in London und Südengland eingesetzt.

Lkw-Fahrer-Mangel wegen Brexit

Der Tankstellenverband PRA begrüsste den Militäreinsatz, warnte aber, dass die Soldaten den Mangel an Lkw-Fahrern nicht vollständig ausgleichen könnten. Seit zwei Wochen hatte es wegen Nachschubproblemen an britischen Tankstellen lange Warteschlangen gegeben, an manchen Tankstellen ging das Benzin ganz aus.

Tankstelle
Zapfsäulen an einer britischen Tankstelle sind ausser Betrieb. (Symbolbild) - AFP

In der Metropole London und dem Südosten des Landes sass laut PRA-Chef Brian Madderson immer noch jede fünfte Tankstelle auf dem Trockenen. Dort bildeten sich auch am Montag Autoschlangen vor den Zapfsäulen. In den anderen Teilen des Landes sei die Versorgungskrise «praktisch vorbei», meinte Madderson.

Kritiker geben der Regierung von Boris Johnson die Schuld an der Krise, weil sie nach dem Brexit den Wegfall ausländischer Lkw-Fahrern nicht hatte kompensieren können. Diese bestreitet aber, dass es sich beim Fahrermangel um eine Nachwirkung des Brexit handelt, sondern spricht von einem globalen Problem.

Schweinezüchter am Limit

Die konservative Regierungspartei hält derzeit ihren Parteitag im nordenglischen Manchester ab. Dort hatte Johnson am Sonntag die strengere Einwanderungspolitik verteidigt - obwohl seine Regierung mittlerweile 5000 befristete Arbeitsgenehmigungen für ausländische Fahrer und 5000 weitere für Mitarbeiter auf Geflügelfarmen angekündigt hat, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen.

Johnson sprach von einer «Zeit der Anpassung» und rief die Arbeitgeber auf, höhere Löhne zu zahlen, statt auf «unkontrollierte Masseneinwanderung» zu setzen.

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Der Premierminister Grossbritanniens, Boris Johnson. (Archivbild) - Keystone

Am Montag demonstrierten Schweinezüchter in der Nähe des Konferenzzentrums von Manchester, einige selbst als Schweine verkleidet. Sie protestierten gegen den Mangel an Metzgern, der sie dazu zwingt, ihre Tiere zu töten, weil sie sie nicht zum Schlachthof bringen oder in überfüllten Betrieben halten können.

«Es ist kriminell, dass wir diese Entscheidung treffen und gesunde Tiere töten müssen, die dann im Müll landen», sagte die Schweinezüchterin Vicky Scott. «Die Regierung scheint das Problem nicht zu verstehen», kritisierte sie.

500 Millionen für Umschulungen

Auf die Frage nach dem Arbeitskräftemangel erklärte Finanzminister Rishi Sunak am Montag gegenüber der BBC, die Regierung tue «alles, was wir können, um die Probleme zu verringern».

Er schränkte allerdings ein: «Wir können nicht mit einem Zauberstab herumfuchteln und die globalen Lieferkettenprobleme über Nacht verschwinden lassen». Demnach könnte es über die Wintermonate weiterhin in vielen Geschäften leere Regale geben.

Um die Auswirkungen des Wegfalls des Kurzarbeitergeldes zu kompensieren, kündigte die Regierungspartei am Montag ein 500 Millionen Pfund (580 Millionen Euro) schweres Umschulungsprogramm für ältere und junge Arbeitnehmer an. Es ist für Menschen gedacht, die nach dem Ende der staatlichen Lohnhilfen diese Woche ihre Jobs verlieren.

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