US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat mit dem in der Stadt Kenosha durch Polizeischüsse schwer verletzten Afroamerikaner Jacob Blake telefoniert und dessen Familie getroffen.
Biden in Kenosha
Biden in Kenosha - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsidentschaftskandidat tritt in Kenosha als Gegenpol zu Trump auf.

«Wir haben etwa eine Viertelstunde lang gesprochen», sagte Biden am Donnerstag bei einem Besuch in Kenosha über das Telefonat. «Er hat darüber gesprochen, dass ihn nichts besiegen wird, dass er nicht aufgibt, egal, ob er wieder wird laufen können oder nicht.»

Bidens Reise nach Kenosha folgte zwei Tage nach einem umstrittenen Besuch von Präsident Donald Trump in der Stadt im Bundesstaat Wisconsin. Auf seinem Weg nach Kenosha traf der 77-Jährige am Flughafen der Stadt Milwaukee zunächst Blakes Vater und drei Geschwister des Niedergeschossenen. Bei dem Treffen telefonierte Biden auch mit Jacob Blake selbst, der immer noch im Krankenhaus liegt.

Der Anwalt der Familie, Ben Crump, erklärte anschliessend, Biden und seine Frau Jill hätten den Blakes rund anderthalb Stunden gewidmet. «Die Familie war dankbar für das Treffen und sehr beeindruckt, dass die Bidens so engagiert und bereit waren, wirklich zuzuhören.»

In einer Kirche in Kenosha traf Biden anschliessend Behördenvertreter, Bewohner und Geistliche. Der frühere Vizepräsident versprach dabei, «institutionellen Rassismus» in den USA bekämpfen zu wollen - und warf Trump vor, Rassismus zu «legitimieren».

Ein weisser Polizist hatte Blake am 23. August in Kenosha durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzt. Der 29-jährige Familienvater ist derzeit von der Hüfte abwärts gelähmt. Es ist unklar, ob er jemals wieder wird laufen können.

Der erneute Fall von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner löste Demonstrationen aus, die teilweise in Gewalt ausarteten. Am Rande der Proteste wurden in der vergangenen Woche zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-jähriger Weisser festgenommen.

Trump hatte Blakes Familie bei seinem Besuch am Dienstag nicht getroffen und Jacob Blakes Namen nicht erwähnt. Der Republikaner nutzte den umstrittenen Besuch zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl vielmehr, um sich erneut als «Präsident von Recht und Ordnung» in Szene zu setzen. Ausschreitungen am Rande der Proteste bezeichnete er als «Inlandsterrorismus».

Der in Umfragen hinter Biden liegende Trump versucht die innere Sicherheit zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen. Er zeichnet des Schreckensszenario eines Landes, das bei einem Wahlsieg Bidens in Chaos und Anarchie versinken würden. Biden dagegen gibt dem Rechtspopulisten eine Mitschuld an der aufgeheizten Stimmung und Gewalt in den USA und verspricht, das Land bei einem Wahlsieg am 3. November wieder zu vereinen.

Der Besuch in Kenosha war die erste grössere Reise des demokratischen Präsidentschaftskandidaten seit Beginn der Corona-Krise. Wegen der Pandemie hatte Biden in den vergangenen Monaten kaum seinen Heimatstaat Delaware verlassen, während Trump als Präsident und Wahlkämpfer viel im Land unterwegs ist.

Biden will nun mehrere bei der Wahl besonders wichtige Bundesstaaten besuchen, zu denen auch Wisconsin gehört. Gestärkt ist er durch Wahlspenden von knapp 365 Millionen Dollar im Monat August - ein US-Rekord.

Die Debatte über Polizeigewalt und Rassismus in den USA - und die Ausschreitungen am Rande von Protesten - sind seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai zentrale Wahlkampfthemen geworden.

Nun sorgten zwei neue Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze für Aufsehen: In der Hauptstadt Washington erschoss ein Beamter am Mittwochabend bei einer Fahrzeugkontrolle einen bewaffneten 18-Jährigen. Ausserdem wurde ein Video von einem Polizeieinsatz im März im Bundesstaat New York veröffentlicht, in dessen Folge ein Afroamerikaner starb.

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