Armeechef Rebord will Transmann Militärdienst ermöglichen
Das Wichtigste in Kürze
- Philippe Rebord möchte Vorgaben überarbeiten lassen.
- So soll ein für untauglich befundener Transmann der Schweizer Armee Dienst leisten dürfen.
- Rebord wünscht sich auch mehr Frauen im Militär.
- In der gesamten Schweizer Armee beträgt der Frauenanteil gerade einmal 0,7 Prozent.
Der scheidende Armeechef Philippe Rebord (62) will Vorgaben überarbeiten lassen: Damit ein für untauglich befundener Transmann Dienst in der Schweizer Armee leisten kann. Die Armee müsse sich anpassen und weiterentwickeln, sagte er in einem Interview.
Militärärzte haben den Transmann für untauglich befunden, obwohl er die medizinischen Tests bestanden hat und unbedingt Dienst leisten möchte. In der Folge legte der Aspirant Rekurs ein.
Philippe Rebord: «Das Handbuch werden wir überarbeiten.»
Rebord nahm am Freitag in einem Interview mit der Gratiszeitung «20 Minuten» Stellung: Eine Sonderkommission werde sich mit dem Fall befassen. Grundsätzlich ist Rebord der Ansicht, dass auch Transmenschen ein Anrecht haben, Dienst zu leisten, wenn sie alle Anforderungen erfüllen. «Das Handbuch werden wir überarbeiten.»
Zahlenmässig sind die Fälle tief. Militärärzte sind aktuell durchschnittlich mit 18 Transsexualitätsdiagnosen pro Jahr konfrontiert. Streng nach Buchstabe gilt Transsexualität nach wie vor als Grund, diese Menschen als dienstuntauglich zu erklären. In der Praxis passt sich die Armee jedoch den gesellschaftlichen Realitäten an.
Diversität ist der Schweizer Armee seit langem wichtig
Rebord verwies im Interview darauf, dass die Armeeführung schon länger viel Wert auf Diversity-Management lege. Und dies auch in der Ausbildung der Kompaniekommandanten.
Entsprechende Kurse gibt es bereits seit den Neunzigerjahren. Seit Anfang April kümmert sich auch eine neue Dienststelle um die Integration von Transmenschen in die Armee.
Weiterer Schritt in gendergerechte Zukunft soll kommen
Im neusten Fall sieht Rebord eine Chance. Die Armee müsse erneut über die Bücher gehen und «einem Bürger eine Antwort geben, der seine Bürgerpflichten erfüllen will».
Einen weiteren Schritt in eine gendergerechte Zukunft will die Armee im kommenden Jahr machen. Die Eidgenössische Kommission für Jugend- und Rekrutenbefragung (ch-x) plant ab 2020 eine umfassende Erhebung. In ihr ist auch die Armee vertreten. Dabei soll auch eine Frage zum «gefühlten Geschlecht» integriert werden.
Im Zusammenhang mit einer weiteren Minderheit in der Armee erklärte Rebord: Er wünsche sich mehr Frauen im Heer. Mit neuen Anreizen und kreativen Ideen sollen junge Frauen frühzeitig für einen Dienst in der Armee sensibilisiert werden.
Der heutige Orientierungstag finde mit 18 Jahren spät statt. «Wir müssen junge Frauen aber schon mit 15 bis 16 Jahren erreichen.»
Frauen haben laut Rebord eine andere Art, auf die Bevölkerung zuzugehen. Das sehe er im Kosovo, wo der Frauenanteil bei der Swisscoy derzeit bei 22 Prozent liege. In der gesamten Schweizer Armee beträgt er gerade einmal 0,7 Prozent. Und falls die Dienstpflicht für Frauen dereinst an die Urne komme, «werde ich zustimmen».