Die Wahlbeteiligung für die ersten Präsidentschaftswahlen in Gambia seit dem Sturz von Jammeh ist hoch. Laut Teilergebnissen liegt Amtsinhaber Barrow vorne.
gambia
Wahlurne mit den für Gambia typischen Murmeln - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ersten Präsidentschaftswahlen nach dem Sturz von Jammeh fanden in Gambia statt.
  • Laut Teilergebnissen liegt der aktuelle Präsident Barrow vorne.
  • Es wird mit Murmeln gestimmt, die Wahlbeteiligung ist hoch.

In Gambia hat die erste Präsidentschaftswahl seit der Flucht des langjährigen autoritären Staatschefs Yahya Jammeh ins Exil stattgefunden. Es gab grossen Andrang bei erster Präsidentenwahl seit Sturz von Machthaber Jammeh.

Ersten Teilergebnissen der Abstimmung vom Samstag zufolge lag Jammehs Nachfolger Adama Barrow in Führung. Wie der staatliche Rundfunk am Sonntag meldete, waren jedoch erst 15 der 53 Wahlbezirke in dem kleinen westafrikanischen Land ausgezählt. Jammeh war 2017 nach mehr als 20-jähriger Herrschaft ausser Landes geflohen.

gambia
Der Prasident Gambias Adama Barrow bei der Wahl. - Keystone

Barrow strebt eine weitere fünfjährige Amtszeit an. Es stellten sich fünf Gegenkandidaten zur Wahl. Die Abstimmung galt als wichtiger Test für den Übergang zur Demokratie im kleinsten Land auf dem afrikanischen Festland.

Mit Murmeln statt Wahlzetteln

Die Ergebnisse würden Bezirk für Bezirk veröffentlicht, sagte ein Beamter der Wahlkommission der Nachrichtenagentur AFP. Er gehe davon aus, dass die Auszählung am Sonntag abgeschlossen und dann das Ergebnis durch den Wahlausschuss bekannt gegeben werde.

Vor den Wahllokalen in der Hauptstadt Banjul hatten sich am Samstag bereits vor der Öffnung lange Schlangen gebildet. Das widerspiegelte sich auch in der hohen Wahlbeteiligung. Unter den Wartenden war auch die 27-jährige Alice Jarjue. Sie wartete vier Stunden, um ihre Stimme in einer umfunktionierten Markthalle abzugeben.

Sie hoffte vor allem auf eine friedliche Wahl: «Wenn ein anderer gewinnt als mein Kandidat, muss man das respektieren».

gambia
Menschen warten vor einem Abstimmungslokal in Gambia. - Keystone

Wahlhelfer markierten die Finger der Wahlberechtigten mit schwer löslicher Tinte, um mehrfache Stimmabgaben zu verhindern. Wegen der niedrigen Alphabetisierungsrate im Land gab es keine Stimmzettel. Stattdessen gaben die Wähler ihre Stimme ab, indem sie eine Murmel in die Urne für ihren Kandidaten warfen. Auf den Urnen klebte das Bild des jeweiligen Kandidaten - eine Praxis aus Zeiten der britischen Kolonialherrschaft.

Barrow löste Machthaber Jammeh ab

Machthaber Jammeh hatte Gambia seit einem Putsch 1994 mehr als 20 Jahre lang mit harter Hand regiert. Seine Amtszeit war von massiven Menschenrechtsverstössen geprägt. Im Januar 2017 floh er nach Äquatorialguinea ins Exil, nachdem er die Präsidentschaftswahl gegen den damals unbekannten Barrow verloren hatte.

Unter den jetzigen fünf Gegenkandidaten Barrows wurden dem Politikveteran Ousainou Darboe die grössten Chancen eingeräumt. Der 73-jährige Jurist hatte als Anwalt Gegner Jammehs vertreten und war auch mehrfach bei Wahlen gegen Jammeh angetreten. Unter Barrow war er Aussenminister und dann Vizepräsident, bevor er 2019 zurücktrat.

Ex-Diktator hat noch Anhängerschaft

Doch auch Jammeh hat in Gambia immer noch viele Unterstützer. Vor der Wahl hatte er aus dem Exil zu Kundgebungen seiner Anhänger aufgerufen. Jammehs Einfluss auf Gambias Politik und seine mögliche Rückkehr aus dem Exil spielten auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

Viele Wähler hoffen vor allem auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa die Hälfte der zwei Millionen Einwohner lebt nach Angaben der Weltbank von weniger als 1,90 Dollar (1,68 Euro) am Tag. Die stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft der ehemaligen britischen Kolonie wurde von der Corona-Pandemie schwer getroffen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AbstimmungWahlkampfSchlangeWeltbankDollarCoronavirus