Algerische Demonstranten weisen Angebot zur «Vermittlung» ab
Bei ihrer 23. Freitagskundgebung für die Wahl einer Regierung von Zivilisten haben algerische Demonstranten ein Angebot zur «Vermittlung» der aktuellen Staatsführung zurückgewiesen.

Das Wichtigste in Kürze
- 23. Freitagskundgebung gegen Machthaber in Algier.
«Ein ziviler Staat, kein militärischer!», riefen hunderte Kundgebungsteilnehmer am Freitag bei der Demonstration in der Hauptstadt Algier. Mit ihren Massenkundgebungen hatten Demonstranten erreicht, dass der 82-jährige Präsident Abdelaziz Bouteflika sein Amt Anfang April niederlegte. Doch entwickelte sich danach Generalstabschef Ahmed Gaïd Salah zum eigentlichen Machthaber in Algier.
Als Übergangspräsident fungiert der vormalige Parlamentspräsident Abdelkader Bensahlah. Dessen verfassungsgemässe Amtszeit war jedoch vor mehr als zwei Wochen abgelaufen. Dennoch setzte Bensalah am Donnerstag einen Rat von sechs Vermittlern ein, die den Weg zu Präsidentschaftswahlen aufzeigen sollten. Unter den Vermittlern ist der ehemalige Parlamentspräsident Karim Younes. Die weiteren Posten gingen an einen vormaligen Abgeordneten, eine Jura-Professorin, einen Unternehmenschef, einen Gewerkschafter und einen Hochschulmitarbeiter.
Die Protestbewegung bezeichnet sich als «Hirak». Das «Prinzip» des Hirak bleibe unverändert, sagte am Freitag einer der Kundgebungsteilnehmer, der 33-jährige leitende Angestellte Hmimi Bouider: «Kein Dialog mit der Gang.» Als Gang bezeichnen die Demonstranten die aktuellen Machthaber. Sie wollen, dass die künftige Präsidentschaftswahl ohne jede Beteiligung von Bensalah und General Gaïd Salah abgehalten wird. «Wir lehnen einen Dialog mit der Gang ab», sagte auch ein 51-jähriger Immobilienhändler. Die Demonstrationen sollten weitergehen, bis «das Volk sich von der Gang befreit hat». Offizielle Angaben zur Zahl der Kundgebungsteilnehmer lagen am Freitag nicht vor. Jedoch war die Teilnahme schwächer, als zu Beginn der Protestbewegung.