Seuchen und politische Krisen liessen die Wirtschaft im alten römischen Reich mehrmals zusammenbrechen. Dies zeigen noch heute Bleirückstände im grönländischen Eis.
Bei der Produktion von römischen Silbermünzen entstanden Bleirückstände, die mit dem Wind bis nach Grönland drifteten. Bild: Wikimedia Commons / Wolfgang Sauber
Bei der Produktion von römischen Silbermünzen entstanden Bleirückstände, die mit dem Wind bis nach Grönland drifteten. Bild: Wikimedia Commons / Wolfgang Sauber - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im grönländischen Eis lagerte sich während Tausenden Jahren Blei aus der Silbermünzenproduktion der alten Römer ab.
  • Dank diesen konnten Forscher den Zustand der römischen Wirtschaft rekonstruieren.
  • So konnten sie die Annahme widerlegen, die Römer seien zu Beginn am leistungsfähigsten gewesen.

Dank den Ruinen, die vom alten römischen Reich übriggeblieben sind, wissen die Archäologen heute viel über die Architektur und die Lebensweise der antiken Hochkultur. Wie aber die ökonomischen Verhältnisse zur Zeit der alten Römer aussahen, darüber war bisher nicht viel bekannt. Jetzt haben amerikanische Forschende des Desert Research Instituts im Bundesstaat Nevada Antworten fernab des römischen Reiches gefunden: im ewigen Eis Grönlands.

Denn dorthin gelangten damals winzige Bleipartikel, die in der Atmosphäre über den Atlantik reisten. Das Metall stammte aus der Produktion von römischen Silbermünzen und lagerte sich über 4600 Kilometer entfernt auf dem Schnee ab. Neue Schneefälle überdeckten die Rückstände und schlossen diese so ins grönländische Eis ein.

Aus diesem Eisschild holten die Hydrologen nun, Tausende Jahre später, einen über 400 Meter langen Eisbohrkern. Darin fanden sie die Ablagerungen – und konnten sie aufs Jahr genau datieren. So rekonstruierten sie den Bleiausstoss in Europa vom Jahr 1100 vor Christus bis ins Jahr 800 nach Christus. Die Anzahl der Bleipartikel verwendeten die Forscher als Indikator für die Wirtschaftsverhältnisse, da das Metall hauptsächlich aus der Münzproduktion stammte: Je höher die Bleimenge im Eis, desto besser lief die Wirtschaft.

Widerlegung von Annahmen

Diese Daten aus dem Eis verglichen die Forscher mit historischen Aufzeichnungen. So beobachteten sie, dass der Bleiausstoss zusammenbrach, wenn Seuchen oder politische Krisen das Reich plagten. Zudem widerlegten sie eine bisherige Annahme von Historikern – nämlich dass die Wirtschaft während der römischen Republik, also der Anfangsphase des römischen Herrschaft Jahrhunderte vor Christi Geburt, am leistungsfähigsten gewesen sei. Stattdessen zeigte die Untersuchung: Zu Beginn war die Wirtschaft noch schwach und erst während einer späteren langen Friedenszeit, der sogenannten Pax Romana, erreichten die alten Römer ihre höchste Wirtschaftsleistung. Die Friedenszeit begann kurz vor Christi Geburt und hielt über 200 Jahre lang, bis zum Ausbruch der Antoninischen Pest, einer Seuchen-Pandemie, die Millionen dahinraffte. Danach dauerte es über 500 Jahre, also bis ins frühe Mittelalter, bis der Bleiausstoss wieder ein ähnliches Niveau wie zur Zeit der Pax Romana erreichte.

Mit weiteren Untersuchungen der Rückstände im Eis wollen die Forscher nun analysieren, aus welchen europäischen Regionen wie viel Blei stammt.

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