Zoll-Debakel: Schlecht verhandelt, gut reagiert

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Der Verhandlungspoker ging nicht auf: Die Schweiz wird von den USA mit Strafzöllen von 39 Prozent belegt. «Nur» eine Krise oder ein Fiasko? Ein Kommentar.

Guy Parmelin Karin Keller-Sutter
Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter während der Medienkonferenz zu den Handelsbeziehungen mit den USA, am 7. August 2025. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zunächst sah es gut aus, am Ende gab es 39 Prozent Strafzoll von Donald Trump aufgebrummt.
  • Hat der Bundesrat schlecht verhandelt oder sind wir ein Opfer der Umstände?
  • Ein Kommentar.

Donald Trumps Handelskrieg eint die Schweiz immerhin in einem Punkt. Von links bis rechts, von Wirtschaft bis Gewerkschaft heisst es: Die US-Strafzölle von 39 Prozent auf Schweizer Export sind nicht nachvollziehbar.

Gegen willkürliche Zahlen mit neuen Verhandlungsangeboten anzutreten, erwies sich für den Bundesrat als entsprechend schwierig.

Bereiten dir die US-Zölle Sorgen?

Wenn man dem Bundesrat etwas vorwerfen kann, dann, dass er sich zu sehr in bewährten Mustern bewegte.

Dabei hat Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter gemäss eigenen Angaben «The Art of the Deal» gelesen. Sie weiss angeblich, wie Donald Trump tickt: Eben nicht so, wie man das von einem Staatsoberhaupt gemeinhin erwarten würde.

Es ginge auch anders

Andere haben dies bei ihren Verhandlungen mitberücksichtigt und dem US-Präsidenten flattiert: Mit Worten, hart an der Grenze zum Fremdschämen.

Oder mit Geschenken: Hier ein goldener Pager, da eine Einladung des Kings, dort eine bruchsichere Glasplakette inklusive Goldständer – «es sind 24 Karat».

Donald Trump Tim Cook
Apple-CEO Tim Cook (rechts) weiss, wie man mit US-Präsident Donald Trump umgeht: Freundlich lächeln und ein dem Ego schmeichelndes Geschenk mitbringen, natürlich mit Gold-Ständer – passend zum neuen Interieur des Weissen Hauses. - keystone

Doch das ist halt nicht der Schweizer Stil. Hätte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter doch besser dem Narzissten Donald Trump ein paar der – mittlerweile sehr wertvollen – Goldvreneli geschenkt. Es wäre ein schlechter Witz und nur mässig lustig, weil leider viel zu wahr.

Es könnte schlimmer sein

Nun, es hat nicht sollen sein. 39 Prozent sind sehr hart, vor allem im Vergleich zum übrigen Europa, und nicht nur der EU. Doch getreu dem Motto der «Krise als Chance» betont auch der Bundesrat: Wir haben schon andere Krisen gemeistert.

lockdown schweiz
Lockdown: Der Bärenplatz in Bern am 17. März 2020. - Keystone

Tatsächlich ist die Schweizer Wirtschaft im internationalen Vergleich in eher ruhigen Gewässern durch die Pandemie gesegelt.

Der Frankenschock vor zehn Jahren war dramatisch und stellte manch ein Unternehmen vor vermeintlich unlösbare Probleme. Doch ist die Schweiz als Ganzes gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen.

Die Massnahmen stimmen

Auch die Kurzarbeit ist ein altbewährtes Mittel. Trotzdem ist es richtig, dass der Bundesrat auch jetzt wieder darauf setzt. Insbesondere wenn sie, wie Wirtschaftsminister Guy Parmelin verspricht, flexibel und unbürokratisch gehandhabt werden kann.

Wie bei der Corona-Pandemie weiss man auch bei Donald Trump nie, in welche Richtung es als Nächstes geht.

Trump
Donald Trump hat sich in einem Interview darüber beklagt, das Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter am Telefon nicht zugehört habe. - keystone

Vorläufig – niemand kann sagen, wie lange – wird die Schweiz mit den 39 Prozent US-Zöllen leben müssen. Zugutehalten kann man dem Bundesrat, dass wir uns nicht verbogen haben.

Auch wenn wir nicht genau wissen, wofür wir nun eigentlich bestraft werden: Wir können erhobenen Hauptes in die Zukunft schreiten.

Wie viele Milliarden Kurzarbeitsentschädigung dieser Stolz wert ist, muss jede und jeder für sich selbst beantworten.

Kommentare

User #3782 (nicht angemeldet)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Liebi Frauä und Mannä Schön, dass Sie Zeit und Gelegenheit gefunden haben, sich auf meiner Homepage über meine politischen Aktivitäten zu informieren. Als Milizpolitiker und „Diener des Volkes“ ist es mir wichtig, dass ich im Bezug auf meine Tätigkeiten im Schwyzer Kantonsrat meiner Wählerschaft einen möglichst transparenten Einblick in mein Wirken und Schaffen geben kann. Gerne nehme ich Ihre Anregungen und den damit verbundenen politischen Meinungsaustausch entgegen. Ganz nach dem Motto: „Gemeinsam kämpfen – gemeinsam gewinnen!“. Mit herzlichen Grüssen Ihr SVP-Kantonsrat Beni Diethelm, Vorderthal

User #5980 (nicht angemeldet)

Karin will nicht am Debakel schuld sein. Schiebt es während deadened PK auf das Deprtement von Guy, der realisiert es nicht mal. Aber auch er will nicht daran schuld sein, niemand im Bundesrat wie immer. 😂

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