Nicht der Corona-Koller, sondern der Geiz treibe die Bürgerlichen an: Mit einer Öffnung am 22. März wolle man Hilfsgelder sparen, wirft ihnen die SP vor.
Schlagabtausch: Bürgerliche wollten vor allem kurzfristig Geld sparen und deshalb am 22. März öffnen, sagt SP-Nationalrätin Samira Marti. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Den Öffnungsturbos gehe es primär ums Geldsparen, sagt SP-Nationalrätin Samira Marti.
  • Sie sorgt sich um Beizen, die öffnen dürfen und den Anspruch auf Hilfsgelder verlieren.
  • SVP-Nationalrat Erich Hess hält dagegen: Beizer wollten arbeiten, nicht Geld vom Staat.

Der Finanzminister hat es heute einmal mehr vorgerechnet: 17 Milliarden Franken kostet den Bund die Unterstützung der Wirtschaft derzeit. Oder 17'000 Millionen, wie Bundesrat Ueli Maurer lieber sagt. Bei einer Lockerung der Corona-Massnahmen würden viele Kurzarbeits- und Härtefall-Gelder wegfallen.

Genau das sei das Ziel der Bürgerlichen, so der Vorwurf von SP-Nationalrätin Samira Marti. Nicht die angeschlagene Psyche, die Corona-Müdigkeit sei der Grund für die angestrebte Öffnung am 22. März. Sondern die Finanzen.

«Bürgerliche sind knausrig, statt den Menschen zu helfen»

Fixkosten, Sozialversicherungsabgaben, Mieten: Die geschlossenen Betriebe haben Auslagen, aber keine Einnahmen. Theoretisch hilft hier der Staat, doch: «Bis zum heutigen Tag sind die bürgerlichen Parteien knausrig», klagt Marti. Statt zu helfen, richte man den Fokus auf die Vermeidung von Schulden.

SP-Nationalrätin Samira Marti vermutet, ihre bürgerlichen Ratskollegen wollten primär schnell Restaurants und andere Betriebe öffnen, um Geld zu sparen. - Nau.ch

So sei niemandem geholfen: Wenn im Restaurant die Kunden aus Vorsicht trotzdem wegbleiben, aber der Staat auch nicht zahlen will. «Da heisst es dann, ‹Du darfst ja wieder arbeiten, es gibt keinen Grund, warum wir dich finanziell unterstützen sollten›.» Und das kurz vor der Impfung, wo es doch jetzt gelte, noch ein wenig mehr durchzuhalten.

Erich Hess will auch Schutzmassnahmen weglassen

Im Gegenteil, entgegnet SVP-Nationalrat Erich Hess. Es gehe nicht ums Geld, sondern um die Unternehmer, die endlich wieder arbeiten wollten. Schliesslich, so seine Hochrechnung, seien inklusive Dunkelziffer wohl mindestens 2,5 Millionen Menschen in der Schweiz bereits immun.

SVP-Nationalrat wehrt sich gegen die Vorwürfe von SP-Nationalrätin Samira Marti und möchte am liebsten alles ohne Schutzmassnahmen öffnen. - Nau.ch

Entsprechend würde Hess sogar noch weiter gehen, als im Parlament derzeit überhaupt zur Debatte steht. «Seien es Beizer, Kinos oder Fitnesscenter: Die wollen wieder voll arbeiten können, ohne Schutzmassnahmen. Das sollte aus meiner Sicht möglich sein.»

Die SP, die vernünftige Wirtschaftspartei

SPlerin Marti glaubt nicht, dass das gut kommen würde. Sie befürchtet viel mehr, dass durch eine Öffnung in zehn Tagen die Ansteckungen wieder ansteigen könnten. Auch den KMUs sei es lieber, sich noch etwas Geduld zu üben. Statt für ein paar wenige Wochen zu öffnen und dann wieder schliessen zu müssen.

Warum streben die Öffnungsturbos Lockerungen per 22. März an?

Die Bürgerlichen vergraulten dagegen ihre eigene Basis. «Wir bekommen bei der SP Tausende E-Mails von enttäuschten Unternehmern und Selbstständigerwerbenden, die sich selber als bürgerlich definieren. Sie fühlen sich wie in einer verkehrten Welt, dass es jetzt die SP sei, die vernünftige Wirtschaftspolitik mache in diesem Land.»

Das wiederum glaubt Erich Hess nicht. «Klar, die kommunistische, sozialistische Partei SP wollte schon früher immer einfach Geld verteilen.» Er aber wisse, dass die Gewerbetreibenden arbeiten wollten. «Die wollen nicht die hohle Hand machen beim Staat», weshalb die Rückkehr in die Normalität anzustreben sei.

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