Das Verhüllungsverbot wird in die Bundesverfassung geschrieben. Die Initianten ziehen eine gute Bilanz aus dem Abstimmungskampf, trotz knappem Resultat.
Walter Wobmann (SVP/SO) gewinnt schon seinen dritten Abstimmungskampf, wenn auch nur knapp. - Nau.ch
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Verhüllungsverbot erhält 52 Prozent Ja-Stimmen vom Stimmvolk.
  • Walter Wobmann (SVP/SO) zeigt sich trotz knappem Resultat zufrieden.
  • Gegner Andrea Caroni zeigt für die Entscheidung des Stimmvolks Verständnis.

Das Verhüllungsverbot erhält eine knappe Zustimmung vom Stimmvolk mit rund 52 Prozent. Walter Wobmann, Nationalrat SVP/SO, gibt auch dem «absurden» Gegenvorschlag eine gewisse Verantwortung für das Ja: «Das hätte ein Integrationsprogramm gegeben, was einen Haufen Geld kostet.»

Nationalrat Walter Wobmann (SVP/SO) über seinen Abstimmungserfolg und was noch bevorsteht. - Nau.ch

Wobmann habe aber nicht Angst geschürt, sagt er. Die Westschweiz habe überwiegend für das Verhüllungsverbot gestimmt, weil sie «von Frankreich informiert» seien. In der Deutschschweiz seien solche Informationen eines Burka-Verbots zu wenig präsent gewesen.

Keine Lösung, findet FDP-Caroni

«Es ist grundsätzlich attraktiv, so etwas zuzustimmen», hält Ständerat Andrea Caroni (FDP/AR) fest. Aber die Vorlage bringe keine Lösung: «Wir werden weder gegen den radikalen Islam noch für die Sicherheit etwas bewirken.» Aber 27 neue Gesetze würden künftig «unser Gesicht regulieren».

Ständerat Andrea Caroni (FDP/AR) über das Zwischenresultat zum Verhüllungsverbot. - Nau.ch

Mehr Leute hätten aber realisiert, wie absurd eine solche Vorlage sei. Das Minarett-Verbot hätte damals mehr Stimmen eingeholt als das aktuelle Verhüllungsverbot: «Wenn man die Vorlage anschaut, müsste die Zustimmung massiv höher sein!»

Islamischer Zentralrat will Bussen von Nikab-Trägerinnen übernehmen

Auch der Islamische Zentralrat (IZRS) teilt mit, dass die Vorlage nichts lösen werde. Generalsekretärin Ferah Ulucay sagte gegenüber SDA-Keystone, das Resultat sei «eine ganz grosse Enttäuschung». Das Resultat zur Volksinitiative signalisiere, dass es den Initianten gelungen sei, die vorherrschende Islamophobie in der Verfassung zu verankern.

IZRS
Generalsekretärin Ferah Ulucay, links, und Präsident Nicolas Blancho schweigen an der Medienkonferenz des Islamischen Zentralrats Schweiz IZRS. - Keystone

Der IZRS stehe an der Seite der Niqab-Trägerinnen. «Wir werden sie immer unterstützen und deren Bussen übernehmen, solange wir die Ressourcen dafür haben. Und wir gehen wenn nötig bis zum Menschenrechtshof in Strassburg.»

Ständemehr und Feministinnen verhalfen Verhüllungsverbot zum Sieg

Anian Liebrand, Geschäftsführer des Egerkinger Komitee, zeigte sich noch wenig optimistisch. Am Schluss seien Unsicherheiten gestreut worden: «Wir waren als Initianten gewissen Leuten nicht genehm. Aber rein auf sachlicher Ebene sind wir schon bei den Siegern.»

Anian Liebrand, Geschäftsführer des Egerkinger Komitees, zum erwartet knappen Abstimmungsresultat für das Verhüllungsverbot. - Nau.ch

Wäre der Abstimmungstermin zudem nicht mitten in einer Pandemie gefallen, hätte dies dem Komitee sicher geholfen. Ausschlaggebend für den wahrscheinlichen Sieg sei aber auch das ehrenamtliche Engagement gewesen: «Namhafte Feministinnen haben sich für uns ausgesprochen.» Zudem gehöre das Ständemehr den Befürwortern, ist sich Liebrand sicher.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

NationalratAngstAndrea CaroniIslamStänderatVolksinitiativeIZRSVerhüllungsverbotSVPBurka