UKW bleibt: Grosse Erleichterung bei Roger Schawinski

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Das Parlament hat gegen die Abschaltung von UKW entschieden. Radiopionier Schawinski freut sich, muss sich aber Kritik gefallen lassen.

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Grosse Erleichterung bei Radiopionier Roger Schawinski: Auch der Ständerat stimmt gegen die Abschaltung von UKW. - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch der Ständerat stimmt gegen die Abschaltung von UKW.
  • Radiopionier Roger Schawinski musste aber bis zuletzt zittern.
  • Er ist erleichtert, aber die UKW-Gegner nehmen auch ihn in die Kritik.

«Oh mein Gott, haarscharf!» Radiopionier Roger Schawinski (80) muss zuerst einmal tief durchatmen nach der Abstimmung im Ständerat zur Abschaltung von UKW. Oder eben: Nicht-Abschaltung.

Denn Schawinski, der die Debatte im Vorzimmer am Bildschirm verfolgte, hat es wieder einmal allen gezeigt. «Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte man schon im ’22 abgestellt», betont er im Nau.ch-Interview. Damals lancierte er seine Petition gegen die eigentlich bereits beschlossene – und vonseiten SRG bereits durchgeführte – Abschaltung von UKW.

Grosse Erleichterung bei Roger Schawinski

Mit 21 zu 18 Stimmen und fünf Enthaltungen stimmte der Ständerat nun für die Beibehaltung der UKW-Technologie, trotz breitem DAB-Angebot.

In der Debatte hatte es lange umgekehrt ausgesehen, weil sich vor allem UKW-Gegner zu Wort meldeten. Im September hatte bereits der Nationalrat gegen die Abschaltung gestimmt.

Die Sender der SRG sind schon heute nicht mehr über UKW zu hören. (Archivbild)
Die Sender der SRG sind schon heute nicht mehr über UKW zu hören. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

«Das gibt mir eine gewisse Befriedigung», gesteht Schawinski. Dass er nun mitgeholfen habe, «dass dieser Schildbürgerstreich in der Schweiz nicht durchgeführt wurde».

Verständnis für UKW-Nostalgiker, aber…

Diejenigen, die UKW langsam aber sicher entbehrlich fanden, wollen von Schildbürgerstreich nichts wissen. «Man hat vor 20 Jahren beschlossen, dass man auf die neuen Technologien setzen will», mahnt Mitte-Ständerätin Andrea Gmür. Und zwar gemeinsam mit den nun aufmüpfigen Privatradios. «Man hatte lange genug Zeit für die Umstellung, sie sollte jetzt erfolgen.»

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Mitte-Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger hat zwar Verständnis für UKW-Nostalgiker, aber: «Man hatte lange genug Zeit für die Umstellung.» - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Dass die Umstellung ihre Tücken hat, kennt Gmür aus eigener Erfahrung: Auch bei ihr wollte ein Radio-Gerät plötzlich keine Sender mehr empfangen.

Von daher hat sie auch ein gewisses Verständnis für die UKW-Nostalgiker: «Absolut, das hat mich auch geärgert und ich habe dann gemerkt: Das ist jetzt DAB und UKW.»

Schawinski: «Viele Fake-News verbreitet»

Das Verständnis schien sich bei Roger Schawinski in Grenzen zu halten. Das Kopfschütteln während der Debatte wollte kein Ende nehmen. Es seien viele Fake-News verbreitet worden. Diese seien den Ständerätinnen und Ständeräten wohl von irgendwelchen Leuten im Hintergrund eingeflüstert worden, mutmasst Schawinski.

Roger Schawinski UKW
"Oh mein Gott, haarscharf!" Radiopionier Roger Schawinski verfolgt die UKW-Debatte im Ständerat live und erringt mit 21 zu 18 einen Zittersieg. - keystone

Deren Interessen? Diese hätten gehofft, dank der UKW-Abschaltung profitieren zu können: Mit der UKW-Abschaltung würden die Radios Hörer und Werbung verlieren und könnten so ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen.

Das aber sei ein absoluter Unsinn. «Wenn man das Medium Radio weiter schwächt – und alle Medien sind heute geschwächt – dann ist das fatal. Und das darf man doch nicht machen!», enerviert sich Schawinski.

Mitte-Gmür: «Rein kommerzielle Interessen»

Ihr gehe es nicht um Schawinski, betont Ständerätin Gmür. Denn, so Gmür: «Es geht um rein kommerzielle Interessen.» Doch dann geht es irgendwie eben doch um den «Roschee».

Ein Radio zum Empfang von UKW und DAB+. Foto: Fabian Sommer/dpa
Ein Radio zum Empfang von UKW und DAB+. Foto: Fabian Sommer/dpa - dpa-infocom GmbH

Etwa so: «Man bietet UKW dort noch an, wo man problemlos mit wenigen Sendeanlagen viele Hörerinnen und Hörer erreicht. Das ist in Zürich, vom Üetliberg aus, eine Million.» Also dort, wo Schawinski sein «Radio 1» betreibt.

Anders im verwinkelten Kanton Glarus, wo die Bevölkerungsdichte viel kleiner und der Antennenbedarf umso höher sei: «Dort hat man kein Interesse», kritisiert Gmür, ohne namentlich zu erwähnen, wer mit «man» gemeint sein könnte. «Da finde ich es jeweils nicht ganz ehrlich, wenn man sagt, es gehe um die Hörerinnen und Hörer.»

SRG hat bereits abgestellt

Wie seit Jahren geplant, hat die SRG ihre UKW-Sender Anfang Jahr abgestellt. Die Lokalradios dagegen nicht, weil sie technisch noch nicht ganz bereit waren. Die Folge: Viele Hörerinnen und Hörer wanderten zu den Privatradios ab, doppelt so viele aber auch zu ausländischen Sendern.

Hast du schon von UKW auf DAB+ umgestellt?

Sollte die SRG nach dem Parlamentsentscheid nun wieder UKW-Antennen in Betrieb nehmen? Diese Frage müsse die SRG beantworten, findet Radio-Pionier Schawinski. «Sie müssen jetzt einfach die Suppe selber auslöffeln.»

Die SRG habe ihre eigenen gefakten News geglaubt, dass DAB so stark ist und UKW so schwach sei. «Sie haben einen kapitalen Fehler gemacht; ich habe sie im Vorfeld gewarnt.» Auf Anfrage lässt die SRG die UKW-Rückkehr weiterhin offen.

Für Gmür-Schönenberger ist der Fall indes klar: Ein zurück zur alten Technologie gibt es nicht. «Nein, die soll jetzt so weiter funktionieren. Die neuen Technologien sind die Zukunft.»

Kommentare

User #1706 (nicht angemeldet)

Der Druck, der auf der SRG lastet, ist sehr hoch. Ihr Erfahrungsniveau ist relativ niedrig.»

User #3140 (nicht angemeldet)

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