Prämien, Migration, Energie: Das gibt Zoff im Parlament. Anders sieht es aus, wenn es um Bienen oder Schnecken geht.
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi zu den Erfolgschancen von tierischen Vorstössen im Parlament. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei den meisten Themen ist sich das Parlament entlang von Parteilinien uneinig.
  • Nicht so, wenn es um kleine, herzige Tiere geht.
  • Ein SVP-Bienenfan und ein SP-Schneckensympathisant erklären, warum das so ist.
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Eigentlich ist Nationalrat Bruno Storni (SP/TI) Verkehrspolitiker, doch bei diesem Thema sind Erfolge spärlich gesät. Deshalb kommt er nun zum Schluss: Bei der nächsten Unterschriftensammlung für grüne Mobilität müsste noch eine Schnecke auf dem Formular drauf sein. «Weniger Autobahnen, mehr Schnecke», philosophiert der 69-Jährige. Denn, könnte man meinen, sobald es um «alles was kreucht und fleucht» geht, ist man sich im Parlament überparteilich einig.

Von Schnecken und Bienen

Zum Beispiel bei Stornis eigenem Vorstoss zur Legalisierung der Schneckenzucht in der Schweiz. Die Bandbreite der Mitunterzeichner ging von der Linksaussen-Feministin über die halbe Tessiner Parlamentsdelegation bis zum Rechtsaussen-Bauern. Nach dem Nationalrat sprach sich am Montag auch der Ständerat – mit einem für Storni akzeptablen Vorbehalt – dafür aus.

Nationalrat Bruno Storni (SP/TI) über die Legalisierung der Schneckenzucht als parteiübergreifend beliebtes Thema im Parlament. - Nau.ch

Ein ähnliches Bild bietet sich, wenn es um das Wohl der Bienen geht. Zwar hat der Nationalrat soeben einen linken Vorstoss abgelehnt, weil er den Bürgerlichen zu viel administrativen Aufwand bedeutete. Einen ähnlichen Vorstoss von SVP-Bauer Andreas Aebi haben indes schon bei der Einreichung 77 Ratsmitglieder mitunterzeichnet.

Schnecken Nutztiere Schneckenzucht
Schnecken sollen nach dem Willen des Nationalrats als Nutztiere anerkannt werden. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA BELLA

Der Präsident der Grünen ist im Boot, der Chef der FDP-Fraktion, natürlich die SVP-Bauernlobby. Aber auch diverse SVP-Unternehmerinnen und -Unternehmer, die nun wirklich nichts mit Bienen an der Wabe haben. «Bienli haben wirklich ein gutes Image», sagt SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi, der den Vorstoss vom zurückgetretenen Aebi übernommen hat.

Natur und Wirtschaft Hand in Hand

Aeschi ist Ökonom und nicht als der grosse Umweltschützer bekannt. Aber Tiere, gibt er zu, das funktioniert immer: «Ob es um Hunde, Delfine oder andere Tiere geht, solche Anliegen geniessen normalerweise grosse Unterstützung». Kommt dazu, dass im Falle der Bienen diese Unterstützung für Aeschi sehr gerechtfertigt erscheint: «Bienen gelten als fleissig, als arbeitsames Tier und sie haben eine wichtige Funktion in der Natur und in der Landwirtschaft.»

Nationalrat und Ökonom Thomas Aeschi hat den Vorstoss zugunsten von Wild- und Honigbienen mit Überzeugung übernommen. - Nau.ch

Natur und Landwirtschaft, das sei halt nicht parteipolitisch geprägt, sagen sowohl SVP-Aeschi als auch SP-Storni. Sein Vorstoss sei ja auch nicht aus der linken Küche, betont Storni: «Das ist ein wirtschaftlicher Vorstoss und könnte auch aus einer Wirtschaftspartei kommen.»

Umgekehrt sei die Schneckenzucht aber auch «relativ ökologisch», weil man die Abfälle aus der Landwirtschaft verwerten könne. Sachliche Argumente also auch hier; mit herzigen Tierli bei sachfremden Themen auf Stimmenfang zu gehen würde also wohl nicht funktionieren.

Wildbienen Pestizide
Pestizide bedrohen den Bestand von Wildbienen - dpa/AFP

Denn die Parlamentsentscheide haben doch immerhin ganz konkrete Folgen. Sei es ein Monitoring von Wild- und Honigbienen, Forschung, Unterstützung und «verstärkte Berücksichtigung der bienenspezifischen Eigenheiten in der bisherigen Gesetzgebung». Oder im Fall der Schneckenzucht: «In Zukunft wird sie legal sein – es wird zwar schon gemacht, aber illegal», schmunzelt Storni. Und strahlt wie ein, nun, Maikäfer.

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