Bundespräsident Guy Parmelin soll für den Lockdown gestimmt haben. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi widerspricht vehement und spricht von Lügen.
«Der Bundesrat ist zum Schluiss gekommen, dass eine Verschärfung der Massnahmen unbedingt notwendig ist», sagt Bundespräsident Guy Parmelin (SVP) überzeugt. - YouTube/@Der Schweizerische Bundesrat
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundespräsident Guy Parmelin soll sich im Bundesrat gegen den Lockdown eingesetzt haben.
  • Dies will SVP-Fraktionschef aufgrund mehrerer Quellen mit Sicherheit wissen.
  • Anderslautende Berichte seien entstanden, weil gezielt Lügen gestreut worden seien.

Gesundheitsminister Alain Berset habe derart erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet, sogar Bundespräsident Guy Parmelin sei ihm erlegen. Der SVP-Bundesrat habe «über Nacht» die Meinung gewechselt, glaubt der «Blick» zu wissen – entgegen der Haltung seiner Partei. SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi reagierte prompt und behauptete, beide SVP-Bundesräte, Parmelin und Maurer, hätten gegen den Lockdown gekämpft.

Nau.ch: Herr Aeschi, Sie schreiben auf Twitter, Sie wüssten «aus erster Quelle», dass Ihre beiden Bundesräte gegen die Verschärfung und Verlängerung der Massnahmen gekämpft hätten. Als erste Quelle kommt ja aber nur ein Bundesrat selbst in Frage?

Thomas Aeschi SVP
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi vor dem Bernerhof, dem Sitz des Finanzdepartements, am Freitag, 13. November 2020, in Bern. - Keystone

Thomas Aeschi: Ja, inzwischen haben mir dies zwei Bundesräte bestätigt.

Gezielte Lügen

Nau.ch: Das würde ja sogar die journalistische Zwei-Quellen-Regel erfüllen…

Thomas Aeschi: Ich habe heute mit Mitgliedern des Bundesrates telefoniert und man hat mir gesagt, Guy Parmelin habe einen Mitbericht eingereicht.

Thomas Aeschi Parmelin Lockdown
Via Twitter reklamiert SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi, es stimme nicht, dass Bundespräsident Guy Parmelin sich für den Lockdown ausgesprochen habe. - Twitter/@thomas_aeschi

Nau.ch: Finanzminister Ueli Maurer hat in der Medienkonferenz tatsächlich nicht vollends zufrieden gewirkt und gab zu, frustriert zu sein. Bundespräsident Guy Parmelin dagegen wirkte sehr überzeugend, es schien ihm ein echtes Anliegen zu sein, ein Zeichen zu setzen. Wohl auch unter dem Eindruck von Corona-Fällen in seinem eigenen Umfeld.

Kollegialitätsprinzip geritzt?

Thomas Aeschi: Das ist das Kollegialitätsprinzip. Man kämpft für seine Überzeugungen, aber wenn entschieden ist, dann trägt man als Bundesrat die Beschlüsse mit.

Der offensichtlich unterlegen Finanzminister Ueli Maurer (SVP) muss an der Pressekonferenz seinen «Frust loswerden». - YouTube/@Der Schweizerische Bundesrat

Nau.ch: Aber untergraben Sie nicht genau diesen Aspekt? Sie machen die Haltung von einzelnen Bundesräten publik. In einem Fall auch, dass dieser einen Mitbericht gegen die Anträge von Bundesrat Alain Berset verfasst hat. Man wirft Ihnen die Verletzung des Kollegialitätsprinzips vor.

Gerhard Pfister Aeschi Parmelin
Mitte-Präsident Gerhard Pfister wirft SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi vor, das Kollegialitätsprinzip beziehungsweise die Konkordanz im Bundesrat zu verletzen. - Twitter/@gerhardpfister

Thomas Aeschi: Für die Parlamentarier gilt das bundesrätliche Kollegialitätsprinzip nicht. Es ist meine Aufgabe, absichtlich durch andere Departemente verbreitete Falschinformationen richtig zu stellen. Es muss davon ausgegangen werden, dass jemand gezielt Lügen verbreitete.

Mit Vorstoss Lockdown rückgängig machen

Nau.ch: Abgesehen davon, dass Sie hier Transparenz schaffen: Wie soll die SVP ihren Bundesräten jetzt den Rücken stärken?

Thomas Aeschi: Mich freut, dass unsere Bundesräte sich für das Richtige eingesetzt haben. Wir können jetzt noch versuchen, während einer ausserordentlichen Session im Parlament eine Mehrheit finden, um diesen bundesrätlichen Entscheid zu kippen. Entsprechend habe ich in der Gesundheitskommission bereits einen Vorstoss eingereicht, um den Lockdown rückgängig zu machen.

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