Der Bundesrat katapultiert Corrado Pardini in den Post-Verwaltungsrat. Der abgewählte Berner SP-Nationalrat soll dort das Tessin vertreten. Das gibt zu reden.
Corrado Pardini Simonetta Sommaruga
Genossen unter sich: Corrado Pardini und Simonetta Sommaruga kennen sich bestens aus der gemeinsamen Zeit im Bundeshaus. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Corrado Pardini nimmt künftig Einsitz im Verwaltungsrat der Schweizerischen Post.
  • Der abgewählte Berner SP-Nationalrat soll im Gremium das Tessin vertreten.
  • Abgesegnet hat dies SP-Bundesrätin Sommaruga – das gibt Anlass zu Kritik.

Es war eines der grössten persönlichen Dramen am Wahlsonntag Mitte Oktober 2019. Aus heiterem Himmel wurde Gewerkschaftsboss Corrado Pardini (SP) aus dem Nationalrat abgewählt.

In der Folge tauchte der wortgewaltige Politiker wochenlang ab, Interviews gab er fast keine. Nun ist der 54-jährige zurück auf der grossen Bühne. Er soll Verwaltungsrat der Schweizerischen Post werden.

Simonetta Sommaruga setzt sich für Corrado Pardini ein

Der Bundesrat winkte den Vorschlag von Pardinis Parteikollegin Simonetta Sommaruga heute durch. Pardini soll künftig den Kanton Tessin im hochrangigen Gremium vertreten.

Corrado Pardini SP
Der Alt-SP-Nationalrat Corrado Pardini bei einer Rede im Bundeshaus. - keystone

Pikant: Der italienischstämmige Pardini ist nicht Tessiner, sondern vertrat stets den Kanton Bern im Bundeshaus. Das sorgte schon im Vorfeld des Personalentscheids für Stirnrunzeln in den Sonnenstube.

Tessiner Politiker sprechen von «Affront»

Nationalrat Marco Romano (CVP) kritisiert die Personale in den Medien der TX Group heftig. «Das ist ein Affront der Bundespräsidentin gegenüber der italienischsprachigen Schweiz», sagt er.

Marco Romano
Marco Romano sitzt für die Mitte im Nationalrat. - Keystone

Sommaruga bevorzuge einen Parteigenossen «statt einen echten Vertreter des Tessins oder der Bündner Südtäler», so Romano.

75'000 Franken für Pensum von 12 Prozent

Gemäss der Zeitung dürfte Pardini für ein Pensum von rund 12 Prozent etwa 75'000 Franken pro Jahr verdienen. Hochgerechnet auf 100 Prozent entspricht dies einem Jahressalär von 600'000 Franken.

Das ist mehr als ein Bundesrat verdient. Brisant: Ausgerechnet Pardini forderte schon 2016 an vorderster Front eine Lohnobergrenze von 500'000 Franken in bundesnahen Betrieben.

Sommaruga verweist auf Zuständigkeit der Gewerkschaften

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sah sich deshalb heute mit kritischen Fragen konfrontiert während der Medienkonferenz zur PostFinance. Sie machte zunächst klar, dass nicht sie, sondern die Personalverbände «eine Person» vorgeschlagen hätten. Zwei Sitze im Post-Verwaltungsrat seien für Vertreter der Gewerkschaften vorgesehen.

Die Post sei dann damit zu ihrem Departement Uvek gekommen, dann habe der Bundesrat entschieden, «dass es sich um eine fähige und geeignete Person handelt». Also nicht darüber, ob Corrado Pardini als Vertreter der italienschsprachigen Schweiz durchgehe, sondern über seinen Leumund. Auf Nachfrage meinte Sommaruga schliesslich: «Ich nehme grundsätzlich nicht zu Indiskretionen Stellung».

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