Der Rückzug der Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub soll den Weg frei machen für mehr: Doppelt und drei Mal so viel Elternzeit.
Vaterschaftsurlaub Elternzeit
Ein Vater hält seine fünf Monate alte Tochter auf dem Arm, während er die Wäsche zusammenlegt, aufgenommen am 21. September 2017 in Kilchberg BE. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub wird zurückgezogen.
  • Damit soll der Weg frei werden für weitergehende Forderungen: Mehrere Wochen Elternzeit.
  • Die SP und andere Kreise planen bereits entsprechende Volksinitiativen.

Die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» wird zurückgezogen. Damit machen die Initianten den Weg frei für den bereits vom Parlament abgesegneten Gegenvorschlag von zwei Wochen statt deren vier. Aus Sicht der Initianten ist das aber nicht ein «klein beigeben», sondern der erste Schritt für mehr – viel mehr.

SP-Nationalrat Adrian Wüthrich zum Rückzug der Volksinitiative für einen Vaterschaftsurlaub von vier Wochen. - Nau

SP will Elternzeit von mehreren Monaten

Statt Vaterschaftsurlaub stehe nun Elternzeit im Fokus. Indem ein erstes Volks-Verdikt jetzt hinfällig wird, soll die Dynamik genutzt werden für weitergehende Forderungen. Elternzeit sei nämlich noch besser als Vaterschaftsurlaub: Diese helfe nämlich nicht nur den Familien, sondern auch der Gleichstellung.

Auf kantonaler Ebene hat die SP in Zürich und Luzern bereits Initiativen lanciert, die je 18 Wochen Elternzeit verlangen. Im Kanton Bern haben drei SP-Grossrätinnen eine Motion eingereicht, die insgesamt 38 Wochen Elternzeit fordert. Davon wären wie bis anhin 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, acht Wochen für den Vater und 16 Wochen frei aufzuteilen.

FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann warnte vor all zu grossen Begehrlichkeiten beim Vaterschaftsurlaub. - Nau

Noch weiter soll die nationale Initiative der SP gehen: Je 14 Wochen für Mutter und Vater, 10 Wochen aufteilbar. Ähnliche Anträge von linker Seite gab es bereits im Parlament im Rahmen der Debatte über den Gegenvorschlag. Die Modelle 14/14, 14/14 plus 10 und 26/26 hatten dort aber keine Chance. Im Gegenteil, insbesondere die Version 26/26 – also insgesamt ein Jahr – führte zu Gespött der Bürgerlichen.

Vorbilder: Alle, insbesondere Norwegen…

Ebenfalls in den Startlöchern ist eine Volksinitiative des Online-Kampagnen-Profis Daniel Graf. Er will in einem ersten Schritt je 15 Wochen Elternzeit fordern. All diesen unterschiedlichen Modellen sind aber zwei Dinge gemeinsam. Sie berufen sich auf einen Bericht der Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF) und auf das norwegische Modell.

Vaterschaftsurlaub Mutterschaftsurlaub Elternzeit
Vergleich der OECD-Länder, wie viel Elternzeit in Wochen Mutter bzw. Vater zur Verfügung steht, mit der Schweiz als drittes Land von links. - EKFF / OECD Family Database 2016

In Norwegen haben Mütter und Väter Anrecht auf je 15 Wochen Urlaub. Weitere 26 Wochen können die Eltern unter sich aufteilen. Die EKFF dagegen empfiehlt 38 Wochen Elternzeit, wovon 14 fix für die Mutter, 8 für den Vater und 16 aufteilbar.

Der Bericht der EKFF betont einerseits, dass die Schweiz innerhalb der OECD Schlusslicht sei. Andererseits aber auch, dass Elternzeit sich positiv auswirke auf den Arbeitsmarkt und die Steuereinnahmen.

… und die Pharma-Riesen, Tech-Giganten und Detailhändler

Ganz abgesehen von Vorteilen für Eltern und Kind und dem «gesellschaftlichen Wohl», wie die EKFF schreibt. Norwegen und wie immer bei solchen Themen ganz Skandinavien ist natürlich ein Extrem-Beispiel. Obenaus schwingt Schweden mit einer Elternzeit von bis zu 80 Wochen. Aber auch grosse Unternehmen in der Schweiz haben ausgebaute Vaterschaftsurlaube für sich entdeckt.

Novartis hat erst gerade auf 90 Tage aufgestockt. Google Schweiz bietet 60, Johnsohn & Johnson 40, Microsoft oder Ikea 30 Tage. Auch Georg Fischer, Clariant, Coop und Migros oder die Versicherer Axa und Zürich bieten mehr als zwei Wochen. Das Argument der Linken: Seht ihr, Firmen wollen das – aber nur die grossen können es sich leisten.

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