Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann ist derzeit auf Nahost-Reise. Als er heute Sontag den Tempelberg in Jerusalem besichtigen wollte, stoppten israelische Sicherheitsleute die Schweizer Delegation. Die Bodyguards des Bundesrats dürften nicht bewaffnet sein – trotz offizieller Bewilligung. Nau hat mit einem Augenzeugen geredet.
Matthias Strasser, Redaktor Bundeshaus-Radio, hat die diplomatisch heikle Situation vor Ort live miterlebt.
Matthias Strasser, Redaktor Bundeshaus-Radio, hat die diplomatisch heikle Situation vor Ort live miterlebt. - Facebook
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Schneider-Ammann wurde zunächst am Betreten des Tempelbergs gehindert.
  • Nau hat mit einem Augenzeugen über die Begegnung mit dem israelischen Sicherheitsdienst gesprochen.

Bundesrat Schneider-Ammann kommt in friedlicher Absicht. Aber die Gegend rund um den Tempelberg ist ein heisses Pflaster. Hier hat auch ein Schweizer Bundesrat bewaffnete Sicherheitsleute dabei. Nicht wie zuhause in Bern. Von höchster Stelle lag auch eine Bewilligung vor, dass der ausländische Gast dies tun darf. Nach langen Verhandlungen liessen die Israelis aber nur 2 Bodyguards mit dem Bundesrat hinein – unbewaffnet. Ihre Waffen mussten sie bei den Kollegen vor dem Tor lassen.

Nau hat mit Matthias Strasser gesprochen, welcher als Redaktor des Bundeshaus-Radio vor Ort ist.

Wie hat sich das aus Ihrer Sicht abgespielt, als es plötzlich nicht mehr weiterging?
Es war im Grunde eine Sicherheitskontrolle, wie sie eine diplomatische Delegation hier recht häufig erlebt. In der Regel geht das auch sehr schnell. Am Eingang zum Tempelberg stand aber die 40-köpfige Delegation plötzlich vor dem Tor still. Vor uns hatten sich gut bewaffnete israelische Sicherheitskräfte aufgebaut. Als es dann auch nach einigen Minuten nicht weiterging, realisierten wir, dass es ein Problem gibt.


Wie war die Stimmung zwischen den Schweizern und den Israelis?
Es war ein klassisches Machtspiel. Die Schweizer Polizisten hatten alle nötigen Bewilligungen, die israelischen Kollegen liessen sie dennoch nicht passieren. Vertreter der Botschaft haben dann vor Ort eine Lösung gesucht. Die Stimmung war ruhig und entspannt. Für die Schweizer war aber auch klar, dass sie eine schriftliche Abmachung haben: unsere Sicherheitsleute dürfen mit Waffen passieren. Deshalb haben sie nicht einfach nachgegeben.

Hat man professionell reagiert? Gemäss Agenturbericht war der Zuständige des israelischen Geheimdienstes Schin Bet die ganze Zeit über nicht erreichbar.
Ja, die ganze Situation wurde sehr professionell gehandhabt. Wer nicht erreichbar war, weiss ich nicht. Am Ende haben die Schweizer aber klein beigegeben. Zwei Personen haben Bundesrat Schneider-Ammann ohne Waffen auf das Areal begleitet. Die anderen und die Waffen blieben draussen.

Wie hat Schneider-Ammann reagiert?
Zunächst gar nicht. Er hat ganz ruhig im Hintergrund gewartet und verhandeln lassen. Nach dem Besuch meinte er, er habe so etwas zwar auch noch nie erlebt, aber wenn die Israelis für seine Sicherheit garantieren könnten, dann sei dies auch in Ordnung.

Hat das die Ziele der Reise beeinflusst?
Nein, das Ziel der Reise wurde nicht beeinflusst. Schneider-Ammann hat auf dem Tempelberg unter anderem die Al-Aksa-Moschee besucht und wurde dort von einem hohem muslimischen Geistlichen empfangen. Der Besuch erfolgte auch, um israelischen und palästinensischen Interessen ausgewogen zu begegnen. Symbolisch wäre es sicher schwieriger gewesen, den Besuch der Moschee wegen des Vorfalls abzusagen. Die Sicherheitslage war vor Ort auch nicht besonders angespannt, im Vergleich zu anderen Teilen von Schneider-Ammanns Besuch.

Schneider-Ammann in Begleitung des Chefs der Tempelberg-Aufsichtsstiftung Waqf, Scheich Assam Al-Chatib.
Schneider-Ammann in Begleitung des Chefs der Tempelberg-Aufsichtsstiftung Waqf, Scheich Assam Al-Chatib. - Keystone
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