EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker tritt ab. Nun sagen Politiker von links bis rechts, die Schweiz werde dem Luxemburger wohl noch nachtrauern.
Jean-Claude Juncker Sommaruga
Jean-Claude Juncker bei einem Treffen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker tritt ab. Wer Nachfolger wird, ist offen.
  • Schweizer Politiker von SP bis SVP fürchten, dass die Beziehung zur EU erschwert wird.

Wer wird das neue Gesicht der EU? Diese Frage interessiert nach den Europa-Wahlen auch in der Schweiz. Denn der Kommissionspräsident ist zuständig für die bilateralen Beziehungen zwischen Brüssel und Bern.

Ob die Schweiz künftig auf mehr Wohlwollen hoffen kann, darf bezweifelt werden. Denn die Favoriten auf die Nachfolge von Jean-Claude Juncker gelten nicht als Freunde der Eidgenossenschaft. Das sehen auch hiesige Aussenpolitiker so.

SVP: «Wenn er Weisswein intus hatte, konnte man mit ihm reden»

«Ich war nie ein ‹Fan› von ihm», sagt etwa SVP-Nationalrat Rino Büchel. Dennoch sei Juncker wohl «weniger Schweiz-unfreundlich eingestellt als die möglichen Nachfolger».

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Der St. Galler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel. - Keystone

Der Luxemburger habe «durchaus ein gewisses Verständnis für die Sonderrolle der Schweiz» gezeigt, lobt der St. Galler. «Wenn er gute Laune und das eine oder andere Glas Weisswein intus hatte, konnte man mit ihm reden», stichelt SVP-Mann Büchel.

Tatsächlich geriet Juncker immer wieder wegen angeblichen Alkoholproblemen in die Schlagzeilen. Selbst machte er Rückenprobleme für merkwürdige Auftritte verantwortlich.

SP-Wermuth: Beziehung mit Jean-Claude Juncker «okay»

Genau zu den Nachbarn schaut auch SP-Vertreter Cédric Wermuth. Eine Prognose sei schwierig. «Aber klar, die Personalie des EU-Kommissionspräsidenten ist für die Schweiz von höchster Relevanz.» Rückblickend bezeichnet er die Beziehung zu Juncker als «okay».

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SP-Nationalrat Cédric Wermuth kandidiert für den Ständerat. - Keystone

Noch offener äussert sich Wermuths Parteikollege Fabian Molina. «Die Beziehungen zur EU dürften sich mit Junckers Nachfolge komplizieren.» Denn Juncker habe als Vertreter eines Kleinstaats Verständnis gehabt für die Rolle der Schweiz.

Wirds jetzt «richtig schlimm»?

Es sei nicht auszuschliessen, dass die Schweiz den Luxemburger noch vermissen werde, sagt auch SVP-Mann Büchel. Tatsächlich meinte Jean-Claude Juncker selbst kürzlich: «Verhandeln Sie mit mir, schliessen Sie mit mir ab.» Andernfalls könnte es «richtig schlimm werden».

Rahmenabkommen EU Juncker
Nach fünf Jahren an der Spitze der EU-Kommission sagt Jean-Claude Juncker Tschüss. Das Rennen um seine Nachfolge ist offen. - Keystone

Jetzt kurzfristig das Rahmenabkommen nochmals mit dem abtretenden EU-Chef zu besprechen sei aber nicht zielführend, so Büchel. «Wir müssen uns der neuen Situation stellen.»

Und auch Wermuth glaubt: «Vor der Wahl seiner Nachfolge, dem Brexit und den Schweizer Wahlen wird der Bundesrat nun erst mal auf Zeit spielen.»

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