PFAS: Schweiz passt Grenzwerte im Trinkwasser (noch) nicht an
Die Schweiz verschärft die PFAS-Grenzwerte im Trinkwasser vorerst nicht. Wegen politischer Diskussionen stoppt das BLV die geplante Anpassung ab 2026.

Das Wichtigste in Kürze
- Soll die Schweiz eigene PFAS-Grenzwerte festlegen oder jene der EU übernehmen?
- Die Frage ist in der Politik noch nicht abschliessend geklärt.
- Deshalb wird die geplante Anpassung an die EU-Richtlinie vorerst ausgesetzt.
Eigentlich wäre die Schweiz bereit gewesen, ihre Trinkwasserregeln im Einklang mit der EU zu verschärfen: Ab Januar 2026 hätten statt nur drei gleich 20 PFAS-Stoffe einem Gesamtgrenzwert von 0.1 Mikrogramm pro Liter unterliegen sollen.
Doch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) macht nun einen Rückzieher. Vorerst.
Der Grund: laufende politische Diskussionen.
Die Umweltkommission des Ständerats fordert in einem Vorstoss, dass die Schweiz eigene PFAS-Grenzwerte festlegt, unabhängig von EU-Regularien.

Gleichzeitig geht es in diesem Vorstoss auch um finanzielle Unterstützung für Landwirtschaftsbetriebe, deren Produkte die zulässigen PFAS-Höchstwerte überschreiten.
Zwar haben sowohl National- als auch Ständerat den Vorstoss grundsätzlich angenommen, doch Letzterer muss nochmals darüber beraten.
Bis die Diskussionen abgeschlossen sind, bleibt alles beim Alten, wie das BLV auf Anfrage bestätigt.
Schweiz prüft eigenständige Regeln
Mitte-Ständerat Benedikt Würth, der das Anliegen im Rat vertritt, erklärt gegenüber SRF: «Um das PFAS-Problem zu lösen, braucht es Zeit.»
Ziel sei es, Schweizer Grenzwerte so zu definieren, dass sie unabhängig von der EU seien. Dafür aber abgestimmt mit den Höchstwerten für Lebensmittel wie Fleisch oder Milch.
Das BLV müsse nun neu beurteilen, ob eigene, möglicherweise strengere Regeln für die Schweiz sinnvoller wären.
Warum viele Fachleute die EU-Lösung begrüssen würden
Aktuell existieren in der Schweiz Grenzwerte nur für drei PFAS-Stoffe, deren Schädlichkeit belegt ist und die bereits verboten wurden.
Für Eva Goldmann, PFAS-Expertin beim WWF Schweiz, greift das jedoch zu kurz. Es gebe eine Vielzahl weiterer PFAS, die ins Wasser gelangen, sagt sie gegenüber «SRF».
Statt für jeden einzelnen dieser Stoffe Grenzwerte festzulegen, würde es mehr Sinn ergeben, einen Grenzwert für die 20 wichtigsten festzulegen. Nämlich jene, «die besonders problematisch sind für die Trinkwasserqualität».
Die EU-Verschärfung wäre aus Sicht des WWF daher ein notwendiger Schritt. «Erst dann sind die Trinkwasserversorger handlungsfähig. Und können im Falle von Überschreitungen dafür sorgen, dass die PFAS-Belastung auf ein Minimum reduziert wird.»
Wasserversorger sehen wenig Probleme
Der Fachverband für Wasser, Gas und Wärme erklärt, dass die meisten Schweizer Wasserversorger die geplanten EU-Grenzwerte bereits heute einhalten könnten.
Dort, wo PFAS-Belastungen vorliegen – etwa durch früher eingesetzten Löschschaum – seien bereits Gegenmassnahmen umgesetzt worden.
Ob die Schweiz nun eigene, womöglich strengere Regeln erlässt oder schliesslich doch den EU-Weg wählt, bleibt vorerst offen. Klar ist nur: Die Entscheidung lässt auf sich warten.











