Peter Füglistaler tritt als oberster Bahnaufseher der Schweiz zurück: Auf dem Weg nach draussen kritisiert er die Ausbaupolitik im Bereich der Eisenbahn.
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Peter Füglistaler ist der oberste Bahnaufseher der Schweiz. Jetzt tritt er in den Ruhestand – doch nicht, ohne die Branche noch einmal zu kritisieren. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Peter Füglistaler tritt als oberster Bahnaufseher der Schweiz zurück.
  • Zum Abschluss seiner Karriere kritisiert er die Ausbaupolitik im Eisenbahnsektor.
  • Der (Noch-)Amtschef fordert mehr Effizienz und sparsamere Planung im ÖV.
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Der Bürohund ist ein unerwarteter Gast im Bundesamt für Verkehr (BAV). Doch Peter Füglistaler, der scheidende Direktor des BAV, hat keine Absicht, ihn zu regulieren. Als Mitarbeiter vorschlugen, eine Arbeitsgruppe zur Regelung der Anwesenheit des Vierbeiners einzurichten, legte er sein Veto ein: «Das musste ich stoppen», sagt er.

Füglistaler ist kein gewöhnlicher Amtschef. Er scheut sich nicht vor öffentlichen Debatten und wird von Kollegen und Politikern als «Provokateur» bezeichnet – aber auch als schneller Denker mit einem feinen Sinn für Humor, wie «CH Media» berichtet.

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Unter Füglistalers Leitung hat das BAV jährlich sechs Milliarden Franken an den öffentlichen und Güterverkehr auf der Schiene ausgeschüttet – mehr als je zuvor. (Symbolbild) - keystone

Unter seiner Leitung hat das BAV jährlich sechs Milliarden Franken an den öffentlichen und Güterverkehr auf der Schiene ausgeschüttet – mehr als je zuvor. Davon profitierten 250 Transportunternehmen. Doch Füglistaler kritisiert die ÖV-Branche dafür, dass sie durch die ständig wachsenden Subventionen «das Verhältnis zum Geld verloren» habe.

Kritik an steigenden Ausgaben

In seiner Amtszeit sind die Ausgaben laut Füglistaler «steil aufwärts» gegangen. Als letztes Jahr bekannt wurde, dass diese aus Spargründen auf dem Vorjahresniveau gehalten werden sollten, warnte SBB-Chef Vincent Ducrot vor «deutschen Verhältnissen». Solche Aussagen ärgern Füglistaler.

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Einfach immer weiterzubauen, werde nicht funktionieren, habe Füglistaler sich gedacht: «Idealerweise würde die Politik zehn Jahre lang keine neuen Projekte mehr beschliessen.» (Archivbild) - keystone

«Kommt bitte wieder auf den Boden der Realität herunter», habe er sich gedacht. Einfach immer weiterzubauen, werde nicht funktionieren. «Idealerweise würde die Politik zehn Jahre lang keine neuen Projekte mehr beschliessen», sagt er gegenüber «CH Media».

Die Vertreter des regionalen Personenverkehrs weigerten sich sogar, neue Angebote einzureichen. Sie sagten ihm, dass sie das Geld vom Parlament holen würden, wenn das BAV nicht nachgeben würde.

Und genau so kam es: National- und Ständerat strichen die Sparbeiträge, die der ÖV hätte leisten müssen. Füglistaler ist jedoch nicht nur für seine kritische Haltung bekannt. Er wird auch für seine effiziente Amtsführung geschätzt und hat sich erfolgreich für den öffentlichen Verkehr eingesetzt.

Unterschiedliche Meinungen in der ÖV-Branche

In der ÖV-Branche gibt es unterschiedliche Ansichten zu Füglistalers Kritik: Einige argumentieren, dass jeder spare, wo er könne, dass die fixen Kosten des ÖV hoch seien und weit im Voraus geplant werden müssten. Daniel Schafer, Chef der BLS – der zweitgrössten Bahn im Land – zeigt Selbstkritik: «Es hat noch Luft im System», sagte er Ende 2023 gegenüber «CH Media». Er habe den Sparauftrag des BAV als Herausforderung angenommen.

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Als letztes Jahr bekannt wurde, dass diese aus Spargründen auf dem Vorjahresniveau gehalten werden sollten, warnte SBB-Chef Vincent Ducrot vor «deutschen Verhältnissen». (Archivbild) - keystone

Füglistalers Beziehung zum aktuellen SBB-Chef Vincent Ducrot gilt als kühl – eine Einschätzung, die wohl auf Gegenseitigkeit beruht. Ducrot wollte die Kritik des BAV-Chefs an der ÖV-Branche nicht einmal kommentieren: Das sei «nicht seine Art». Einige vermuten Neid hinter Füglistalers harter Haltung gegenüber den SBB-Chefs.

Doch er bestreitet, dass er gerne selbst SBB-Chef geworden wäre. Er gibt zu, dass es ein Spitzenjob ist, aber er glaubt, dass er am richtigen Ort gelandet ist. Füglistaler hat nicht nur Gegner. Viele in der Branche schätzen sein Engagement und seine Kritik hat oft dazu geführt, eingeschlagene Wege zu hinterfragen.

Abschied mit politischer Botschaft

Bei seiner Abschiedsrede warnte Füglistaler sein Publikum davor, dass es in Zukunft «weniger Geld geben wird». Diese Aussage wurde mit Stille im Saal quittiert. Er forderte das Publikum auf: «Dann müsst ihr wieder mehr denken.» Zum Abschluss präsentierte er eine Folie mit dem Titel «Wenn ich wünschen dürfte».

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Bei seiner Abschiedsrede warnte Füglistaler sein Publikum davor, dass es in Zukunft «weniger Geld geben wird». (Symbolbild) - keystone

Es war eine Sammlung von Vorschlägen – darunter die Abschaffung des Gratis-GA für ÖV-Kader und die Förderung von Wettbewerb im ÖV-Sektor. Vor seinem Ruhestand möchte Füglistaler noch eine weitere schlechte Nachricht verkünden: Die Wako-Technologie in den neuen Doppelstockzügen für den Fernverkehr der SBB funktioniere nicht. Dies bedeutet, dass die Züge nicht wie geplant schneller in Kurven fahren können.

Braucht die Schweiz mehr Ausbau im Bereich der Eisenbahn?

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt plant Füglistaler, sich nicht mehr öffentlich einzumischen. Er freue sich darauf, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen und einem weiteren Chor beizutreten, erklärt er gegenüber «CH Media».

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