Ende der Session in den Bernexpo-Hallen: Parlamentarier sehnen sich nach mehr Nähe im guten alten Bundeshaus. Einiges war aber auch positiv.
Die Sessions-Bilanz. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Session in der Bernexpo-Halle neigt sich dem Ende zu.
  • Die Parlamentarier freuen sich darauf, ins Bundeshaus zurückzukehren.
  • Nur mit körperlicher Nähe seien gute Diskussionen und Kompromisse möglich.

«Man braucht ja fast einen Feldstecher, um jemanden bei der SP drüben zu sehen», klagt SVP-Nationalrat Mauro Tuena. Die temporäre Bleibe für National- und Ständerat in den Hallen der Bernexpo löste wenig Begeisterung aus. Was wie ein triviales Problem klingt, sei nämlich elementar für den Politbetrieb. Nur mit körperlicher Nähe seien auch gute Diskussionen und Kompromisse möglich, bestätigt auch Nationalratspräsidentin Isabelle Moret.

«Müssen wieder näher zusammenrücken»

«Chifle» oder «Chääre» sei im weitläufigen Beton-Bau nicht möglich gewesen, bilanziert CVP-Nationalrat Christian Lohr. Das müsse sich mit der Rückkehr ins Bundeshaus wieder ändern. «Wir müssen wieder näher zusammenrücken», und das sei durchaus auch symbolisch zu verstehen.

Die Sessions-Bilanz von Isabelle Moret, Nationalratspräsidentin. - Nau.ch

Dass die Atmosphäre einfach nicht dieselbe sei, bestätigt auch Moret. Sie habe auf Distanz kaum wahrgenommen, was mit ihren Ratskollegen lief. Tuena hat schon richtig Heimweh nach dem Bundeshaus. «Hier drin, ohne Fenster, ohne frische Luft, vor allem das Neon-Licht: Ja, ich freu mich, wieder zurück ins Bundeshaus zu können.»

Vorteil für Rollstuhlfahrer – und Digitalisierung

Es gibt allerdings auch positive Punkte anzumerken. So konnte sich Rollstuhlfahrer Christian Lohr für einmal deutlich besser bewegen. Man merke schon, dass das Bundeshaus nicht im Gedanken an Leute wie ihn konzipiert worden sei. «Ich hoffe, dass bei Weiterentwicklungen im Bundeshaus das eine oder andere einfliessen kann.»

Die Sessions-Bilanz von Mauro Tuena, Nationalrat SVP. - Nau.ch

Das gilt ganz besonders auch für die durch die Pandemie forcierte Digitalisierung des Parlaments. «Das gehört doch heutzutage einfach dazu», findet Lohr. Dass hier ein Stein ins Rollen kam, der zuvor nur sachte angestossen war, bestätigen auch die Parlamentsdienste. Man sei zurückhaltend gewesen, nun habe man gesehen: Doch, es geht. Mischformen – mit nur einzelnen Sitzungsteilnehmern per Video zugeschaltet – stünden hier im Vordergrund.

Nächster Halt Olma-Hallen?

Doch es gibt auch warnende Stimmen. Gerade Mauro Tuena, von Beruf Computer-Techniker und Präsident der Gruppe Parlaments-IT. «Wir werden das nochmals genau anschauen mit diesen Videokonferenzen.» Obschon die Technik vieles erlaube, wie Präsentationen einzubinden, habe er Bedenken, zum Beispiel beim Abstimmen in Kommissionssitzungen. «Die Missbrauchsgefahr ist vorhanden, weil man nicht genau weiss, wer da am Computer sitzt oder leicht ausserhalb des sichtbaren Bereichs steht.»

Insgesamt scheint das Parlament – gezwungenermassen und quasi über Nacht – offener geworden für Neues. Christian Lohr macht sich diesbezüglich einerseits Hoffnungen: Warum nicht mal in der Ostschweiz tagen, zum Beispiel in den Olma-Hallen? Andererseits sei er sich bewusst: «Da kommt sofort das Argument der immensen Kosten und des Riesenaufwands.» Aber: «Die Ostschweiz wäre auch mal dran!»

Die Sessions-Bilanz von Christian Lohr, Nationalrat CVP. - Nau.ch
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