«Neger» auf einem Fasnachts-Wagen im Sarganserland: Politiker von links bis rechts verurteilen dies als eindeutig rassistisch und jenseits der Narrenfreiheit.
Fasnacht Wagen Neger Manoranjithan
Der wegen dem Ausdruck «Neger» beanstandete Fasnachts-Wagen in Vilters-Wangs SG. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auf einem Fasnachts-Wagen im Sarganserland musste das Wort «Neger» überklebt werden.
  • Für Politiker ist eindeutig, dass damit ein dunkelhäutiger Gemeinderat gemeint war.
  • Die FDP spricht von «Hirnstromentgleisung», die SP befürwortet eine Strafanzeige.

Ja, es braucht an der Fasnacht die Narrenfreiheit, sagt der St. Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler. «Hier braucht es sicher auch Toleranz und keine Humorpolizei.» Was aber zu weit gehe, gehe zu weit, schimpft Dobler – und erhält Unterstützung aus anderen Parteien.

«Auch an der Fasnacht ist nicht alles erlaubt», betont SP-Nationalrätin Barbara Gysi. «Eine Anzeige ist richtig.» Selbst aus der SVP kommt dezidierte Kritik, obwohl der Urheber des umstrittenen Fasnachts-Spruchs ehemaliger SVP-Politiker ist. «Der Spass hat dann ein Ende, wenn jemand direkt erniedrigt oder beleidigt wird», stellt SVP-Nationalrat und Auns-Präsident Lukas Reiman klar.

Die «Neger» der FDP

Denn, so Gysi: Was da auf einem Fasnachts-Wagen in Vilters-Wangs SG im Sarganserland stand, sei «daneben und rassistisch». Neben FDP-Wahlplakaten stand auf der FDP-blauen Seitenfläche: «Wieviele ‹Neger› braucht St. Gallen?» Prominent mit Zusatzbild hervorgehoben wurde dabei FDP-Gemeinderat und Kantonsrats-Kandidat Nirosh Manoranjithan.

Nirosh Manoranjithan
FDP-Politiker mit srilankischen Wurzeln: Nirosh Manoranjithan, Kantonsratskandidat und Gemeinderat von Vilters-Wangs SG. - zvg

Es gebe aber keinen Zusammenhang mit dem Spruch und dem Bild des dunkelhäutigen Manoranjithan, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen. So jedenfalls die Argumentation des Wagenbesitzers: Mit «Neger» sei der Kantonsrat allgemein gemeint, der Mist baue.

«Beschriftung ist eine Hirnstrom-Entgleisung»

Darf man «Neger» schreiben, weil dies allgemein Personen seien, denen laufend Fehler unterlaufen? «Ich kann die Beteuerung leider nicht glauben und auch wenn sie stimmen würde», sagt Gysi. Deutlicher formuliert es Dobler: «Die Beschriftung ist eine Hirnstrom-Entgleisung.»

Wie beurteilen Sie die Beteuerung des Fasnacht-Wagen-Besitzers?

Er kenne Nirosh Manoranjithan persönlich und halte sehr viel von ihm. Auch Reimann hat von Manoranjithan schon viel Gutes gehört. Dieser sei ein Musterbeispiel für eine perfekte Integration, habe das Sarganserland gelobt, weil er sich noch nie diskriminiert gefühlt habe. «Schade, dass er nun diese Erfahrung doch noch machen musste!»

Im Gegensatz zu Gysi hält Dobler aber eine Anzeige nicht für die beste Reaktion. «Meine persönliche Meinung ist, dass der Wagenbesitzer sich persönlich bei Nirosh entschuldigen soll. Dann braucht es keine Anzeige.»

Benimmregeln für die Fasnacht?

Reimann Gysi Dobler
SVP-Nationalrat Lukas Reimann, SP-Nationalrätin Barbara Gysi und FDP-Nationalrat Marcel Dobler, alle aus dem Kanton St. Gallen. - Keystone

Doch auch Gysi deutet an, dass der juristische Weg allein wohl dem Problem nicht gerecht werde. «Vielleicht bräuchte es vor der Fasnacht ‹Benimmregeln› und aktive Hinweise der Fasnachtorganisatoren.»

Ganz der Liberale, hält Dobler eher wenig von Vorschriften. «An der Fasnacht sollen Dinge erlaubt sein, die sonst zu weit gehen.» Aber eben: Das hier gehe zu weit. Das sehe eine grosse Mehrheit der Bevölkerung gleich, ist Dobler überzeugt: «Das Mass der Entrüstung ist die Antwort.»

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