Die Sozialkommission des Nationalrats will Erwerbstätigen, die ein Kind vor dem vollendeten 4. Lebensjahr adoptieren, doch keinen Urlaub geben.
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Die Halle des Nationalrats im Bundeshaus in Bern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sozialkommission des Nationalrats will nun doch keinen Adoptionsurlaub mehr.
  • Die Adoption sei ein eigenverantwortlicher Entscheid und es sei nicht Aufgabe des Staates.

Die Sozialkommission des Nationalrats krebst zurück: Erwerbstätige, die ein Kind vor dem vollendeten 4. Lebensjahr adoptieren, sollen kein Recht auf zwei Wochen bezahlten Mutter- oder Vaterschaftsurlaub haben. Die Kommission schlägt knapp die Abschreibung der entsprechenden parlamentarischen Initiative vor.

Damit kommt die Kommission auf ihre Entscheide vom Februar 2018 und vor allem vom Juni 2017 zurück. Damals hatte der Stichentscheid des damaligen Kommissionspräsidenten und heutigen Bundesrats Ignazio Cassis den Ausschlag gegeben zu Gunsten des Adoptionsurlaubs.

Ihr Vorschlag sei in der Vernehmlassung kontrovers aufgenommen worden, begründete die Kommission am Freitag in einer Mitteilung ihren Schwenker. Der zweiwöchige Adoptionsurlaub sollte wie der Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert werden.

In der Vernehmlassung hätten verschiedene Eingaben den Adoptionsurlaub als unnötigen und nicht sachgerechten sozialpolitischen Ausbau kritisiert, heisst es in der Mitteilung. Für die Befürworter wäre es ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen, der aber noch zu wenig weit gehe.

Wieder mit Stichentscheid

Schliesslich entschied die Kommission mit Stichentscheid des Präsidenten Thomas de Courten (SVP/BL), dem Nationalrat die Abschreibung der parlamentarischen Initiative von Nationalrat Marco Romano (CVP/TI) zu beantragen.

Die Adoption sei ein eigenverantwortlicher Entscheid und es sei nicht Aufgabe des Staates, organisatorische Vorkehrungen finanziell zu unterstützen. Zudem sei eine Adoption nicht mit der Geburt und dem Gesundheitsschutz der Mutter verknüpft, der Vergleich mit dem Mutterschaftsurlaub greife deshalb zu kurz.

Die starke Kommissionsminderheit will das Ansinnen zum Wohl von adoptierten Kindern aufrechterhalten. Ein Adoptionsurlaub sei für Eltern und Kind wichtig für den Aufbau der Verbindungen innerhalb der Familie.

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