Die Ständeräte wollen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub, eine Volksinitiative deren vier. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi will diesen «Luxus» bekämpfen.
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SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Volksinitiative verlangt einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub für Schweiz Männer.
  • Die zuständige Ständeratskommission schlägt als Kompromiss zwei Wochen vor.
  • Die SVP setzt sich gegen Papi-Urlaub ein. Fraktionschef Thomas Aeschi sagt, warum.

Erhalten Schweizer Männer bald einige Wochen Vaterschaftsurlaub? Gut möglich! Die zuständige Ständeratskommission plädierte gestern für zwei Wochen als Gegenvorschlag zur Volksinitiative. Diese verlangt vier Wochen, finanziert durch die Erwerbsersatzordnung (EO). Kostenpunkt: Rund 450 Millionen Franken pro Jahr. Vehement dagegen ist die SVP.

Fraktionschef Thomas Aeschi ist einer jener Nationalräte, welche sich dem Thema demnächst in der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit annimmt. Im Interview erklärt er, wieso er sich gegen einen öffentlich finanzierten Papi-Urlaub einsetzt.

Herr Aeschi, sollten Sie dereinst Kinder haben: Wie oft könnten Sie ihren Sohn oder ihre Tochter sehen?

Das ist Spekulation, darauf möchte ich mich nicht einlassen. Aber mein Entscheid, ob ich je Kinder möchte, hängt sicher nicht von einem staatlich finanzierten Vaterschaftsurlaub ab. Ein paar Wochen Ferien zu Hause bewirken keine Wunder, eine Vaterschaft ist eine lebenslange Aufgabe.

Eine Mehrheit der Ständeräte plädiert nun für zwei Wochen. Das sind mickrige zehn Tage, die via EO finanzierbar wäre. Warum die Fundamentalopposition?

Es ist eine Grundsatzfrage: Gibt es in diesem Bereich ein Problem, das der Staat lösen muss? Nein, gibt es nicht. Die SVP appelliert deshalb an die Eigenverantwortung der Eltern im Land. Es darf nicht sein, dass wir eine neue Sozialversicherung aufbauen und dazu bestehende Strukturen missbrauchen.

Vaterschaftsurlaub
Ein Vater nimmt sich Zeit für sein Kleinkind. - Keystone

Die Initianten sagen, der EO werde ohnehin entlastet, weil die Ausgaben für die Soldaten sinken.

Diese Argumentation ist völlig absurd. 500 Millionen Franken sind und bleiben 500 Millionen Franken. Wenn irgendwann zu viel Geld vorhanden ist, sollte es sinnvoll eingesetzt werden, zum Beispiel für die Sanierung der AHV.

Viele grosse Firmen wie Ikea gewähren heute schon freiwillig mehrwöchigen Papi-Urlaub. Büezer in KMU – auch Ihre Wählerschaft – schauen in die Röhre. Das ist doch unfair!

Nein, gar nicht. Denn die Arbeiter würden diesen Luxus ja selbst mit höheren Steuern und Lohnabgaben berappen. Man nimmt einfach allen Steuerzahlern etwas weg, um es an eine bestimmte Gruppe zurückzugeben. Hinzu kommt, dass ein zwingender Vaterschaftsurlaub für kleine Firmen grosse Probleme bereiten würde.

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Der Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi. Die Partei verweigerte eine Teilnahme in der Sendung Arena. - Keystone

Für viele junge Väter wären vier – oder auch nur schon zwei – Wochen Vaterschaftsurlaub ein Stück Lebensqualität.

Das mag sein. Auf eine fragwürdige Art wäre es wohl auch Lebensqualität, wenn die Behörden sich um alle Sorgen der Bürger kümmern. Dann könnte der Staat auch gleich GA’s und Autos verschenken. Irgendwo müssen diesen staatlichen Eingriffen Grenzen gesetzt werden.

Die Geburtenrate in der Schweiz ist tief. Ein Urlaub für Väter könnte diese steigern – und sogar die Zuwanderung senken, wie sie es wollen.

Zahlen aus Ländern mit Vaterschaftsurlaub zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Die Geburtenrate hat primär kulturelle Gründe. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem ausländische Familien viele Kinder haben.

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