Bei Parlaments-Debatten geht es bisweilen hoch zu und her. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran hat die besten rhetorischen Kniffe drauf. Ein Kommentar.
Thomas Aeschi Jacqueline Badran
Tief durchatmen: Nationalrat Thomas Aeschi (SVP/ZG) stellt Nationalrätin Jacqueline Badran (SP/ZH), eine Frage an der Herbstsession der Eidgenössischen Räte, am Dienstag, 19. September 2023, in Bern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Rednerpult im Parlament ist gute Rhetorik gefragt.
  • SP-Nationalrätin Jacqueline Badran greift dabei tief in die Trickkiste.
  • Oder sie macht es zumindest besser als andere. Ein Kommentar.
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Wenn es um den Mittelstand geht, dann kennt die Politik kein Halten. Es braucht Steuerabzüge! Ja, aber nicht diese! Ich rege mich grad auf! Ich auch! Ich rege mich auf und mache eine entrüstete Handbewegung – nimm das!

Bereiten Ihnen die steigenden Mieten finanzielle Sorgen?

Doch in der Debatte um die Abzüge bei der Bundessteuer, die naturgemäss nur denjenigen zugutekommen, die überhaupt nennenswerte Beträge dem Bund abliefern, hatten alle das Nachsehen. Alle, ausser SP-Nationalrätin Jacqueline Badran.

Debattenkunst muss man können

Bauernpräsident Markus Ritter versuchte es zwar mit energischem Klopfen auf das Rednerpult. Damit outete er sich aber höchstens als Anfänger.

Mitte-Nationalrat und Bauern-Präsident ist äusserts engagiert, macht aber rhetorische Anfängerfehler. - Das Schweizerische Parlament

Wie man die Redezeit gekonnt ausnutzt, zeigte kurz darauf die obenerwähnte Badran. Von Vorteil ist natürlich, wenn man auch thematisch etwas bewandert ist. So muss man sich nicht allein auf den körperlichen Einsatz und die schauspielerische Leistung verlassen. Der Provokation durch Badrans (offenbar) Lieblings-Fragensteller, sowohl Krankenkassenprämien wie Mietpreise seien eine Folge der Zuwanderung, hat die Gefragte so auch inhaltlich etwas entgegenzusetzen.

Wenn wir mal davon absehen, dass «auf den Mann spielen» nicht besonders inhaltlich ist. Dem politischen Gegner vorzuwerfen, im Studium einen Fensterplatz gehabt zu haben, muss man sich ja nicht bieten lassen. Fensterplätze sind, wenn schon, etwas für Pauschalreisende, aber hier geht es schliesslich um Migrationstourismus und im Studium gab es keine Sitzplatzreservation.

SP-Nationalrätin Jacqueline Badran zieht am Rednerpult alle Register. - Das Schweizerische Parlament / Nau.ch / SRF

Einenweg: Frau Badran rechnet vor, dass die steuerliche Ersparnis maximal 250 Franken pro Jahr beträgt, also einen Viertel des günstigsten Gucci-Täschlis. Aber auch nur für die Gucci-Täschli-Fraktion, weil nur wer sich eine tausendfränkige Handtasche leisten kann, kommt überhaupt in Bundessteuersphären, wo ein Abzug geltend gemacht werden kann.

Wer hat hier seine Hausaufgaben nicht gemacht?

Nun könnte man meinen, das Gucci-Täschli sei hier die ausschlaggebende rhetorische Keule. Aber weit gefehlt. Wirklich fertig gemacht wird die Gegenseite mit Hilfsmitteln wie Lesebrille, Fingerzeigen und dem gefürchteten Badran-Winkel.

Gucci Handtasche Model
Ein Model trägt eine Kreation aus der Herbst-Winter-Kollektion 2023-24 von Gucci, präsentiert in Mailand am 24. Februar 2023. - keystone

Dabei hat Jacqueline Badran gar nicht recht. Die billigste Gucci-Tasche gibt es schon für unter 900 Franken. Gut, die «Schultertasche mit Double Flap» ist jetzt nicht gerade die grösste ihrer Art. Aber immerhin keine Beuteltasche, oder, noch schlimmer, eine Clutch. Also irgendwie, das mit den Zahlen und den Handtaschen war wohl kein Kernfach in Badrans Studium.

Sie glauben mir nicht? Sehen Sie, genau das meine ich: Ich hätte es eben über den Brillenrand und mit ausgestreckten Zeigefinger schreiben sollen.

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