Wären Kinder und Jugendliche dieser Werbung nicht ausgesetzt, würden sie später oder gar nicht mit Rauchen beginnen, glaubt ein überparteiliches Ja-Komitee.
Initiative gegen Tabakwerbung
Werbung für Tabak von Winston. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Werbung wirkt – aber eben auch die Einschränkung von Werbung», sagt Nationalrätin Studer.
  • Die Schweiz müsse diesbezüglich «Restriktionen tätigen»

Ein überparteiliches Komitee hat am Dienstag für das Verbot von Tabakwerbung geworben. Kinder und Jugendliche seien sehr beeinflussbar, gerade auch durch die ständige Berieselung mit Werbung. Wären sie dieser Werbung nicht ausgesetzt, würden sie später oder gar nicht mit Rauchen beginnen, glaubt das Komitee.

«Kinder und Jugendliche werden an einem Wochenende 68 Mal mit Tabakwerbung konfrontiert», sagte die Aargauer EVP-Nationalrätin Lilian Studer am Dienstag vor den Medien in Bern mit Verweis auf eine kürzlich durchgeführte Untersuchung.

Zudem zitierte sie Studien, die gemäss ihren Aussagen den Zusammenhang belegen zwischen Tabakwerbung und dem Beginn des Rauchens. Demnach steigt das Risiko, dass Jugendliche mit dem Rauchen beginnen, um 46 Prozent, wenn sie starker Werbung ausgesetzt waren. Und auch Werbung für E-Zigaretten, die derzeit «en vogue» sind, würden bei Jugendlichen den Konsum sowohl von E-Zigaretten als auch von normalen Zigaretten verstärken.

Schweiz müsse «Restriktionen tätigen»

«Werbung wirkt – aber eben auch die Einschränkung von Werbung», sagte Studer. Ein Blick in die Nachbarländer zeige das. In England und Frankreich beispielsweise gehe der Zigarettenkonsum seit Jahren zurück, seit etwa Verkaufsstellen von Tabakprodukten reduziert, Werbung verboten oder Verpackungen neutral gestaltet worden seien. Aus diesem Grund müsse auch die Schweiz «Restriktionen tätigen».

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Lilian Studer ist derzeit Präsidentin der EVP Schweiz. - keystone

Die Initiative, über die am 13. Februar abgestimmt wird, will den Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen fördern und verhindern, dass diese von Tabakwerbung erreicht werden. Damit würden die Minderjährigen vor falschen «Vorbildern» und «Idealbildern» geschützt, die ihnen die Werbung vorgaukle, sagte Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen Schweiz.

Nationalrat Jörg Mäder (GLP/ZH) wies darauf hin, dass Erwachsene womöglich eine etwas verzerrte Wahrnehmung betreffend die Tabakwerbung hätten. «Wenn wir in unserem Alter denken, dass es gar keine Werbung für Tabakprodukte gibt, müssen wir uns bewusst sein, dass wir nicht die Zielgruppe der Tabakfirmen sind», sagte er. Diese gingen direkt dorthin, wo die Kinder und Jugendlichen seien, also etwa in die sozialen Medien.

Deswegen sei das neue Tabakproduktegesetz, das vom Parlament als indirekter Gegenvorschlag ausgearbeitet wurde, zu wenig gut, sagte Mäder. Das Gesetz tritt unabhängig vom Ausgang der Abstimmung am 13. Februar über die Tabakwerbeverbotsinitiative in Kraft. Bei einem Ja zur Initiative würde es allerdings gleich wieder angepasst und verschärft werden müssen.

«Gesundheitskosten von rund drei Milliarden Franken im Jahr»

Mit der aktuellen Vorlage werde die Werbung lediglich auf Plakaten und in Kinos verboten, was in vielen Kantonen bereits der Fall sei, sagte Mäder. Die Werbung müsse aber auch etwa im Internet dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten können, explizit verboten werden. Gleiches gelte für Gratiszeitungen und andere Print-Publikationen. In ganz Europa gebe es ein umfassendes Werbeverbot für Tabakprodukte in Printmedien, nur in der Schweiz nicht, sagte Mäder.

Grundsätzlich verlangt die Initiative ein Verbot von Tabakwerbung überall dort, wo Kinder und Jugendliche erreicht werden können, also auch an Festivals, auf Produkten wie Sonnenschirmen oder Badebällen, am Kiosk oder auf Sportplätzen. Wer im Jugendalter nicht mit dem Rauchen beginnt, dürfte also nach Ansicht des Komitees auch später ein geringeres Risiko haben, zum Glimmstängel zu greifen. Weniger Raucherinnen und Raucher hätte gemäss Komitee auch wirtschaftliche Vorteile.

«Heute verursacht das Rauchen Gesundheitskosten von rund drei Milliarden Franken im Jahr», sagte der Berner FDP-Grossrat und Arzt Hans-Peter Kohler. Hinzu kämen rund zwei Milliarden Franken, die in der Wirtschaft anfallen, wenn die Arbeitskräfte im Spital liegen, chronische Erkrankungen haben oder Krebstherapien machen müssen. Mit der Initiative werde der Einstieg erschwert, wodurch irgendwann die Kosten reduziert werden sollten.

An der Spitze der Initiative steht der Berner SP-Ständerat Hans Stöckli, der sich bereits seit mehreren Jahren für einen stärkeren Schutz der Minderjährigen vor dem Rauchen einsetzt. Es sei «ein Leichtes» gewesen, die Spitzen der Ärzteschaft, der Drogisten, verschiedene Ligen sowie die Unterstützung etwa von Jugend- oder Sportverbänden zu gewinnen. Jetzt sei es nötig, dass sich auch das Volk für ein Ja zur Initiative ausspreche.

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