Glättli (Grüne): Frauen könnten zum Militärdienst gezwungen werden
Am 30. November steht die Service-citoyen-Initiative zur Abstimmung. Die Grünen empfehlen ein klares Nein. Ein Gastbeitrag von Nationalrat Balthasar Glättli.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Service-citoyen-Initiative will die aktuelle Wehrpflicht ersetzen.
- An ihre Stelle soll eine «Bürgerdienstpflicht» treten.
- Das impliziere Zwang statt Freiwilligkeit, argumentiert Balthasar Glättli im Gastbeitrag.
Mit der «Bürgerdienstpflicht» müssten alle Schweizer und Schweizerinnen einen sechsmonatigen Pflichtdienst leisten, sei es in der Armee, im Zivilschutz, im Sozialbereich oder im Umweltbereich.
Auf den ersten Blick verlockend: Das bürgerschaftliche Engagement wird aufgewertet und die Sicherheit auf klimatische und soziale Herausforderungen ausgeweitet. Doch es gibt vier Hauptgründe, warum wir Grüne klar Nein dazu sagen.
Erstens: Zwang statt echter Freiwilligkeit
Wir kämpfen seit Langem dafür, dass der Zivildienst auch Frauen offensteht. Diese Entscheidung muss jedoch freiwillig bleiben. Ein erzwungener Dienst ist kein Engagement, sondern Zwangsarbeit.
Zweitens: Keine freie Wahl, sondern Vorrang der Armee
Der Initiativtext gibt der Armee und dem Zivilschutz Vorrang. Das heisst: Auch Frauen könnten zum Militärdienst gezwungen werden.

Schlimmer noch: Die Initiative schafft auch den Zivildienst als Alternative zum Militärdienst ab. Ein Widerspruch zum Grundrecht auf Gewissensfreiheit.
Drittens: Rückschlag für die Gleichstellung
Frauen leisten heute zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit in der Schweiz. Ihnen zusätzlich einen obligatorischen Dienst ohne angemessene Entlöhnung aufzuerlegen, verstärkt die Ungleichheiten, statt sie zu beseitigen.
Viertens: Risiko für faire Löhne
Mehr Menschen, die einen Dienst leisten müssen, würde auch soziale und wirtschaftliche Problem schaffen. Wer garantiert, dass dies nicht echte Arbeitsplätze ersetzt und zu Lohndumping in Bereichen führt, in denen bereits überwiegend Frauen beschäftigt sind?
Die Service-citoyen-Initiative will unter dem Deckmantel der Solidarität eine Zwangsmassnahme durchsetzen.
Wir Grüne hingegen wollen das freiwillige Engagement fördern, den Zivildienst stärken und Freiwilligenarbeit für die Gemeinschaft und die Umwelt stärker wertschätzen.
Darum empfehlen die Grünen klar und deutlich ein Nein zur Service-citoyen-Initiative.
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Zum Autor: Balthasar Glättli (*1972) ist seit 2011 Nationalrat der Grünen aus dem Kanton Zürich. Von 2020 bis 2024 war er Präsident der Schweizer Grünen.








