Glättli (Grüne): Frauen könnten zum Militärdienst gezwungen werden

Balthasar Glättli
Balthasar Glättli

Zürich,

Am 30. November steht die Service-citoyen-Initiative zur Abstimmung. Die Grünen empfehlen ein klares Nein. Ein Gastbeitrag von Nationalrat Balthasar Glättli.

Balthasar Glättli Nationalrat Grüne
Balthasar Glättli ist seit 2011 Nationalrat der Grünen aus dem Kanton Zürich. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Service-citoyen-Initiative will die aktuelle Wehrpflicht ersetzen.
  • An ihre Stelle soll eine «Bürgerdienstpflicht» treten.
  • Das impliziere Zwang statt Freiwilligkeit, argumentiert Balthasar Glättli im Gastbeitrag.

Mit der «Bürgerdienstpflicht» müssten alle Schweizer und Schweizerinnen einen sechsmonatigen Pflichtdienst leisten, sei es in der Armee, im Zivilschutz, im Sozialbereich oder im Umweltbereich.

Auf den ersten Blick verlockend: Das bürgerschaftliche Engagement wird aufgewertet und die Sicherheit auf klimatische und soziale Herausforderungen ausgeweitet. Doch es gibt vier Hauptgründe, warum wir Grüne klar Nein dazu sagen.

Erstens: Zwang statt echter Freiwilligkeit

Wir kämpfen seit Langem dafür, dass der Zivildienst auch Frauen offensteht. Diese Entscheidung muss jedoch freiwillig bleiben. Ein erzwungener Dienst ist kein Engagement, sondern Zwangsarbeit.

Zweitens: Keine freie Wahl, sondern Vorrang der Armee

Der Initiativtext gibt der Armee und dem Zivilschutz Vorrang. Das heisst: Auch Frauen könnten zum Militärdienst gezwungen werden.

armee
Auch Frauen könnten zum Militärdienst gezwungen werden. (Archivbild) - keystone

Schlimmer noch: Die Initiative schafft auch den Zivildienst als Alternative zum Militärdienst ab. Ein Widerspruch zum Grundrecht auf Gewissensfreiheit.

Drittens: Rückschlag für die Gleichstellung

Frauen leisten heute zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit in der Schweiz. Ihnen zusätzlich einen obligatorischen Dienst ohne angemessene Entlöhnung aufzuerlegen, verstärkt die Ungleichheiten, statt sie zu beseitigen.

Viertens: Risiko für faire Löhne

Mehr Menschen, die einen Dienst leisten müssen, würde auch soziale und wirtschaftliche Problem schaffen. Wer garantiert, dass dies nicht echte Arbeitsplätze ersetzt und zu Lohndumping in Bereichen führt, in denen bereits überwiegend Frauen beschäftigt sind?

Die Service-citoyen-Initiative will unter dem Deckmantel der Solidarität eine Zwangsmassnahme durchsetzen.

Wie stimmst du am 30. November über die Service-citoyen-Initiative ab?

Wir Grüne hingegen wollen das freiwillige Engagement fördern, den Zivildienst stärken und Freiwilligenarbeit für die Gemeinschaft und die Umwelt stärker wertschätzen.

Darum empfehlen die Grünen klar und deutlich ein Nein zur Service-citoyen-Initiative.

***

Zum Autor: Balthasar Glättli (*1972) ist seit 2011 Nationalrat der Grünen aus dem Kanton Zürich. Von 2020 bis 2024 war er Präsident der Schweizer Grünen.

Kommentare

User #6019 (nicht angemeldet)

Balti Glättli passt NAHTLOS in den Stadtrat von Zürich..

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